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Muss er seinen Hut nehmen? Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki.

© dpa / dpa/Alessandra Tarantino

Razzia bei Kirchenmann Woelki in Köln: Du sollst nicht lügen – das gilt auch für Kardinäle

Es wird immer schlimmer: das Thema Missbrauch. Die katholische Kirche kann ihren Ruf ruinieren, wie der aktuelle Fall Woelki abermals nahelegt. Wo bleibt der Papst?

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Immer wieder Rainer Maria Woelki. Gemeint ist der Kölner Kardinal und Erzbischof, einer der wichtigsten Oberhirten der katholischen Kirche in Deutschland, ja sogar in der Welt. Köln heißt im Vatikan auch das „Rom des Nordens“. Nur, dass Woelki den Ruf der Kirche im Ganzen ruiniert.

Hat der Kardinal von Missbrauch in seiner Erzdiözese gewusst, ja oder nein? Darum geht es. Jetzt hat deshalb sogar eine Razzia in allen seinen Räumen stattgefunden. Das ist ein neuer Tiefpunkt für die katholische Kirche, genauer: für die, die noch an sie und ihren Auftrag glauben.

So schlimm steht es: Der Verdacht gegen Kardinal Woelki lautet, dass er bei einer Aussage unter Eid vor Gericht gelogen haben könnte. Meineid ist ein Verbrechensstraftatbestand. Darauf steht mindestens ein Jahr Haft.

Damit nicht genug. Neben diesem Vorwurf ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den hohen Kirchenmann auch wegen des Verdachts der falschen eidesstattlichen Versicherung in zwei Fällen.

„So wahr mir Gott helfe“

Im vorliegenden Fall geht es um die Beförderung eines Priesters zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf. Von dessen pädophilen Neigungen will Woelki, immerhin doch der Chef des Erzbistums, bis März dieses Jahres in wichtigen Punkten nichts gewusst haben. Im Gerichtssaal sagte er dazu: „Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe.“

Nur gibt es einen – persönlich scheinenden – Brief Woelkis an den Leiter der Glaubenskongregation im Vatikan. In dem wurden schon 2018 die Vorwürfe gegen den Priester ganz genau beschrieben. Es wird um Weisung gebeten, „in Christus verbunden“.

Woelki behauptet, den Brief nicht gelesen zu haben. Wer’s glaubt – die Staatsanwaltschaft offenbar nicht. Und der Vatikan? So wahr ihm Gott helfe – wenn nicht stimmt, was er gesagt hat, ist Kardinal Woelki nicht mehr zu helfen. Die Tugend der Wahrhaftigkeit darf kein Kirchenmann nach Art eines Winkeladvokaten auslegen. Vielmehr gilt: Alles, was er sagt, muss wahr sein, und er muss alles sagen.

Der Fall Woelki müsste Papst Franziskus jetzt endgültig alarmieren. Die Staatsanwaltschaft geht von weiteren monatelangen Ermittlungen aus; in den nächsten Wochen muss das sichergestellte Beweismaterial ausgewertet werden. 

Ob der Vatikan noch lange auf ein Ergebnis warten kann? Das ist fraglich. Der Ruf von Woelki als Oberhirte in Köln ist ruiniert. Und vom Rom des Nordens kann ein weiterer Niedergang der Weltkirche ausgehen.

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