zum Hauptinhalt
Unser Kolumnist Harald Wewetzer.

© Kai-Uwe Heinrich

Dr. Wewetzer: Nützlicher Beerendienst

Wie groß ist der Einfluss von Obst und Gemüse auf die Gewichtszunahme? Forscher aus den USA haben das nun untersucht.

Mit den Jahren wächst nicht nur die Lebenserfahrung, sondern auch das Körpergewicht. Aber sind diese Art Jahresringe wirklich zwingend naturgegeben? Amerikanische Wissenschaftler sind dieser Frage nachgegangen.

Sie prüften, welche Rolle Flavonoide bei der Gewichtszunahme spielen. Flavonoide kommen in Obst und Gemüse vor und haben antioxidative Eigenschaften, schützen die Zelle vor aggressiven chemischen Verbindungen. Wie die Forscher herausfanden, können die Pflanzenstoffe auch beim Schlankbleiben helfen.

Die Ernährungswissenschaftlerin Monica Bertoia von der Harvard-Universität und ihre Mitstreiter hatten zunächst untersucht, welche Bedeutung der Konsum von Obst und Gemüse für das Körpergewicht haben. Ergebnis: Je mehr Grünzeug die Teilnehmer aßen, umso eher widerstanden sie der Gewichtszunahme.

Grundlage der Untersuchung waren drei große Langzeitstudien, an denen über einen Zeitraum von bis zu 24 Jahren insgesamt rund 130 000 Amerikaner im Alter zwischen 27 und 65 teilnahmen. Sie gaben in regelmäßigen Abständen Auskunft über ihre Lebens- und Ernährungsgewohnheiten und ihr gesundheitliches Befinden.

Bis zu zwei Kilo pro vier Jahre

Auch bei der Bewertung der Flavonoide konnten die Forscher auf die Daten dieser Untersuchungen zurückgreifen. Zwar wurde der Gehalt an Pflanzenstoffen nicht direkt gemessen, doch konnten sie ihn abschätzen, da jede Obst- und Gemüsesorte charakteristische Mengen bestimmter Flavonoide enthält.

Im Lauf von vier Jahren legten Frauen 1,3 bis zwei Kilo an Gewicht zu, Männer brachten alle vier Jahre ein Kilogramm mehr auf die Waage. Zwar ist dieser Anstieg nicht dramatisch, doch auf längere Sicht kann da einiges zusammenkommen.

Wenn man weniger zunimmt oder sogar ein bisschen abnimmt, dann könne das die Gesundheit positiv beeinflussen und etwa die Neigung zu Herz- und Gefäßleiden, Diabetes und Krebs verringern, sagte die Studienleiterin Monica Bertoia dem Online-Fachblatt „Medscape“. Obst kann uns dabei einen echten Beerendienst erweisen!

Erdbeeren und Pfirsiche sind gut

Insgesamt wurden sieben verschiedene Arten von Flavonoiden berücksichtigt, von denen sich drei als besonders günstig fürs Gewicht herausstellten. Das waren die Anthocyanine (reichlich in Heidelbeeren, Brombeeren, Pflaumen, roten Weintrauben, Erdbeeren und Himbeeren), Flavonole (gekochte Zwiebeln, Pflaumen, Äpfel, Kidneybohnen) und Flavonoid-Polymere (Heidelbeeren, Erdbeeren, Äpfel, Trauben, Pfirsiche).

Für jede „Einheit“ dieser Flavonoide, die die Teilnehmer täglich zusätzlich zu sich nahmen, nahmen sie zwischen 70 und 100 Gramm weniger zu. Klingt nicht nach viel, summiert sich aber.

Ein letztgültiger Beweis ist die im Fachblatt „BMJ“ erschienene Studie aus methodischen Gründen nicht. Übrigens enthalten auch Fruchtsäfte Flavonoide, etwa roter Traubensaft oder trüber Apfelsaft. Tipp: Am besten mit Wasser verdünnen, da sie reichlich Zucker enthalten!

Unser Kolumnist leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegel und schreibt an dieser Stelle an jedem ersten Sonntag im Monat. Haben Sie eine Frage zu seiner guten Nachricht? Bitte an: sonntag@tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false