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Meinung: Freudlose Forschung

„Wer ist Sigmund Freud?“ vom 31.

„Wer ist Sigmund Freud?“ vom 31. Dezember 2005 / 1. Januar 2006

Vieles in Ihrem inhaltsreichen Artikel ist sehr gut recherchiert und zutreffend. Manche Aussagen wiederholen allerdings populäre Vorurteile gegen die Psychoanalyse, die durch ständige Wiederholungen nicht zutreffender werden. Sicher hat sich Freud in manchem geirrt. Es spräche auch nicht für eine Wissenschaft, wenn sie sich nicht weiterentwickelt und irrige Positionen aufgegeben hätte. Aber: Psychopharmaka haben die Psychoanalyse nicht gegenstandslos gemacht. Wer das behauptete, würde einem seelenlosen und auch neueren Befunden der Neurowissenschaften widersprechenden Menschenbild das Wort reden. Auch ist die Oralität als unser Erleben tief prägendes Phänomen nicht zu leugnen. Wer Kinder hat, weiß das. Das „magere“ Abschneiden gegenüber anderen Therapieformen spiegelt sich nicht in den vorliegenden Therapiestudien wider. Der von der Psychoanalyse postulierte prägende Einfluss der frühen Entwicklungsjahre auf das Seelenleben der Erwachsenen wurde lange Zeit heftig angegriffen. Heute werden diese Zusammenhänge wiederentdeckt, ohne dass die Psychoanalyse dabei erwähnt wird.

Dr. Eike Hinze, Nervenarzt und

Psychoanalytiker, Berlin-Charlottenburg

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