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Nur nicht beschwichtigen: Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck.

© Thilo Rückeis

Die katholische Kirche und der Missbrauch: Das Schweigen ist des Teufels

Der Fall des Bistums Essen: In Kardinal Hengsbach ist wieder ein großer Name betroffen. Da hilft nur Transparenz. Sonst geht alles verloren: Glaubwürdigkeit und Gläubige.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

München, Freiburg, Hildesheim, Köln, Mainz … Die Liste nimmt kein Ende. Wo man hinschaut in der katholischen Kirche: Missbrauch. Jüngstes Beispiel ist Essen. Wieder ist ein großer Name damit verbunden: der erste „Ruhrbischof“, Kardinal Franz Hengsbach. Er war Jahrzehnte im Amt. Das Denkmal für ihn auf dem Domplatz ist demonstrativ demontiert. Aber das reicht nicht.

Was ist in diesen vielen Fällen mit den lebenden Oberhirten, denen, die jetzt die Verantwortung tragen? Die brauchen viel zu lange, ehe sie endlich richtig handeln, klar, hart, vor allem transparent. So kommt Skandal zu Skandal.

Nicht nur die Betroffenenbeiräte sind empört. Immer mehr Gläubige zeigen ihre Empörung durch Austritte.

Wie im Bistum Essen ist es irgendwie immer: Die verstorbenen oder emeritierten bischöflichen Vorgänger – die sollen schuld sein, die haben die Verantwortung. Die sind Täter, die haben vertuscht. Und die amtierenden Bischöfe? Nein, die können nichts dafür.

Doch das könnten sie alle: ihre Handlungen, ihre Unterlassungen, ihre Verantwortung offen benennen, sich selbst zu Fehlern bekennen. Die des gegenwärtigen Ruhrbischofs Franz-Josef Overbeck bleiben offen.

Dabei hat Overbeck, neben Essen auch noch für die Katholiken beim Militär zuständig, zugelassen, dass Betroffenen zwölf Jahre lang nicht geglaubt wurde. Obwohl er von Vorwürfen gegen Kardinal Hengsbach seit 2011 wusste.

Wo bleibt die Fürsorge für die Betroffenen?

Die Betroffenen können von keinen Maßnahmen berichten. Ist das Wille zur Aufarbeitung und Aufklärung? Stattdessen hat bis vor Kurzem die von Overbeck feierlich eingeweihte Hengsbach-Statue auf dem Essener Domplatz gestanden – angemessen wäre jetzt ein Mahnmal an Handlungen der Fürsorge für die Betroffenen.

Auch in der Studie des Bistums findet sich kein Hinweis auf die Anschuldigungen gegen Hengsbach. Bei Vorstellung der Studie versprach Overbeck Transparenz – und sagte nichts zu den Vorwürfen. Obwohl er „stets die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund stellen“ will? Wieder haben die Betroffenen schlicht recht: alles nur Lippenbekenntnisse.

Und vor dem Hintergrund soll Overbeck jetzt wirklich die katholische Kirche in Deutschland bei der kommenden Weltsynode in Rom repräsentieren? Das wäre ein fatal falsches Signal.

Beim Militär ist auch noch ein Dunkelfeld

Besser wäre es, währenddessen Aufklärung auf Augenhöhe mit den Betroffenen zu betreiben. Übrigens auch, und das nicht nur nebenbei, in Overbecks zweitem Amt als Militärbischof. Da gibt es noch ein Dunkelfeld aufzuhellen. Zeit wird’s.

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