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Auch sie werden miteinander reden müssen: Bodo Ramelow (Linke) und Mike Mohring (CDU) am Mittwoch im Landtag.

© imago images/Steve Bauerschmidt

Annäherung von CDU und Linken in Thüringen: Von der Linken kann gar nicht so viel Gefahr ausgehen wie von der AfD

Erst der Staat, dann die Partei - das gilt zur Abwehr der AfD. Was spricht gegen eine Kooperation zwischen den politischen Rivalen? Da muss neues Denken statt alter Feindbilder Einzug halten.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Jetzt geht’s los: Die CDU und die Linke nähern sich an. Zumindest in Thüringen. Und das ist auch bitter nötig.

Denn in Thüringen, dem Land, in dem ein Linken-Ministerpräsident regiert, kommt die AfD auf 34 Prozent. Ein Schreckenswert. Da muss in der Tat neu gedacht werden. Dem CDU-Politiker Mike Mohring sei Dank.

Dass die CDU – wohlgemerkt: im Bund – 2018 per Parteitagsbeschluss eine Kooperation mit der Linken wie mit der AfD ausgeschlossen hat, ist überholt.

Neues Denken: AfD und Linkspartei sind nicht gleichzusetzen. Wie sagt Mohring, selbst lange ein Konservativer, zu Recht: „Bei der AfD sitzen Leute, die wegen Volksverhetzung angeklagt sind. Bei der Linken sitzen solche nicht.“ Genauso ist es und das ist kein kleiner Unterschied.

Warum nicht mit Bodo Ramelow reden?

Ministerpräsident Bodo Ramelow, und nicht nur er, ist respektiert. Im Land wie darüber hinaus bei den Kollegen. Auch Unions-MP’s arbeiten mit ihm zusammen, sogar gern. Warum dann nicht mit ihm und seinesgleichen in der Partei zusammenarbeiten?

Wenigstens sollten CDU und Linke nach der Landtagswahl darüber reden. Erst das Land, dann die Partei, oder? Die AfD ist doch keine Alternative.

Im Blick auf die Linke im Osten hat es schon länger ein paar Lockerungsübungen gegeben, bisher ohne rechten Erfolg. Die Menschen im Osten haben genug von Ideologie, wusste schon 2001 der seinerzeitige Vizefraktionschef der Union im Bundestag, der Ostdeutsche Günther Nooke.

Theoretische Papiere und Parteitagsbeschlüsse halten so lange, bis die Wirklichkeit sie überholt. Von der Linken kann gar nicht mehr so viel Gefahr ausgehen wie von der AfD.

Im Jahr 2001 wollte der damalige CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz, dass Landesregierungen mit PDS-Beteiligung weniger Geld vom Bund erhalten. Damit festigte er ein gängiges Bild im Osten der Republik, das vom Besser-Wessi.

Heute ist Merz wieder Fraktionschef. Und es wäre gut, er dächte so: Dass nach 33 Jahren gerade die Zusammenarbeit von CDU und Linkspartei ein Ausweis von Versöhnung zwischen Ost und West und für wachsende Einheit sein könnte. Eingedenk des Satzes von Richard von Weizsäcker aus den neunziger Jahren, die damalige PDS müsse auch in die Regierungsverantwortung – vorausgesetzt, sie bekenne sich klar zur Einheit.

Das tut sie. Die roten Socken – die aus der CDU-Wahlkampagne 1994 – sind lange ausrangiert. Und wer will schon braune?

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