zum Hauptinhalt
Dr. Falko Lammert (Peter Trabner) beschwert sich gerne per Telefon bei der Klinikleitung

© MDR

"Lammerts Leichen": Speed-Dating mit dem Tod

Erster Spinoff beim "Tatort": In der Netzserie „Lammerts Leichen“ wird der Dresdner Pathologe zum Verbindungsmann zwischen Dies- und Jenseits.

Eine Binse sagt: Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Manches Mal bestimmt übertrieben, aber beim Pathologen darf schon unterstellt werden, dass das Sezieren von Leichen den „Aufschneider“ nicht nur beschäftigt, sondern prägt.Bis zu dem Punkt, dass Arbeitsplatz und Arbeitszweck die Seele kacheln. Dr. Falko Lammert (Peter Trabner) ist Pathologe, vorzugsweise im Dresdner „Tatort“. Da hat er nur Kurzauftritte, wenn er den Ermittlern Zeitpunkt und Ursache des (gewaltsamen) Todes liefert. Jetzt wird Lammert Hauptfigur, im ersten „Tatort“-Spinoff „Lammerts Leichen“. Das sind (bislang) sechs Episoden, die der Mitteldeutsche Rundfunk produzieren ließ und die am Montag in den Mediatheken von ARD und MDR platziert werden.

Der Anspruch des Netzablegers ist so hoch wie beim „Tatort“ im linearen TV. Produktionsfirma in beiden Fällen ist Wiedemann & Berg, Autor hier wie dort Ralf Husmann (führt auch Regie). Der „Stromberg“-Erfinder installiert mit dem Pathologen in „Lammerts Leichen“ einen Verbindungsmann zwischen Dies- und Jenseits. Schauplatz ist die Pathologie, der Rechtsmediziner und ein zuweilen vorbeikommender Besucher stellen das Personal, ergänzt um die Leiche, die sich schon mal erhebt und Lammert zum Gespräch nötigt.

Mit Leichen ist gut reden

Erhellende Miniaturen sind diese Speed-Datings mit Leichen. Mit ihnen kann Lammert, der sich in seiner Kellerhöhle durchaus vor der verrohten Welt und seiner anstrengenden Familie versteckt, über das sprechen, was ihn umtreibt: Tod, Leben, Liebe und ihre Umständen, die Wissenschaft. Und er erfährt, dass Leben, eigenhändig oder wegen anderer Ursachen zu Ende gekommen, mehr von unerfüllten Träumen als von erfüllter Biographie erzählen. Autor Husmann und sein kauziger Antiheld suchen stets neue Perspektiven – und sie suchen einen Mittelweg zwischen bloß skurril und echt tragisch.Joachim Huber

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false