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„Guglhupfgeschwader“ mit Sebastian Bezzel als Franz Eberhofer war mit 6,4 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern der erfolgreichste Film im „ARD-Sommerkino“.

© ARD Degeto/BR/Constantin Film/Be

Zuschauererfolg für das „ARD Sommerkino 2023“: Mehr Kino ins Fernsehen!

Was das ARD-Fernsehen feiert, muss Standard werden im ARD-Fernsehen.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Das gilt es ohne Abstriche festzuhalten: Das „ARD Sommerkino 2023“ war ein Erfolg. Durchschnittlich 3,8 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer für die zehn Filme, dazu 6,5 Millionen Mal Abrufe in der Mediathek sprechen für einen wachsenden Zuspruch. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl sagt zu Recht: „Es freut mich ganz besonders, dass Kino, Das Erste und die ARD Mediathek im Zusammenspiel so wunderbar ihr Publikum finden.“

Verminderte Euphorie

Und jetzt? In der ARD-Pressemitteilung heißt es, „umso mehr freuen wir uns, dass auf den Kinosommer in der ARD ein wunderbarer Kinoherbst in den Kinos des Landes folgt“. Da freuen wir uns natürlich mit, aber nicht ganz so euphorisch wie ARD-Crew.

So ein Kinosommer im ARD-Fernsehen zeigt eben, was dem ARD-Fernsehen fehlt: Kinofilme. Übers Jahr gesehen gibt es gut wie keine Sendetermine dafür, das Fernsehen bleibt in seinem Fernsehrahmen kleben. Nun muss nicht gleich die Keule geschwungen werden gegen die Eigenproduktionen, gegen Reihen wie den „Tatort“ (mal) oder den „Donnerstagskrimi“ (schon eher) oder die Endlich-Freitag-Filme (unbedingt!).

Die Enge regiert

Nur wird in diesen Anstrengungen eine beklemmende Enge beschworen, es regiert die Konfektion vor der Maßarbeit, die Phantasie wird der Passgenauigkeit des Formats geopfert. Erwartbares (und ja: vom großen Publikum erwartetes) Fernsehen wird ausgeliefert wie Fertigpizza und Dosenbier. Es ist schon erstaunlich, was für 90 Minuten passend gemacht wird. Ende gut, alles gut - und fertig ist der Fernsehfilmgenuss.

Kann man sagen, Fernsehen ist Fernsehen, Kino ist Kino. Kann man sagen, muss man aber nicht. Wenn die Fernsehschaffenden schon in ihrer eigenen Baukastenwelt gefangen sind, dann müssen es die TV-Verantwortlichen nicht auch noch sein.

Öffnet das Fernsehprogramm für das Kino, macht hoch die Tür, macht den Bildschirm breit! Mehr Sendeplätze zu attraktiverer Sendezeit, ein bisschen mehr Geld für den Lizenzerwerb, ein bisschen weniger Geld die Auftragsproduktion. Und sollte tatsächlich darüber nachgedacht werden, hier noch eine weitere Idee frei Haus: Die ARD-Sender schaffen es, „Polizeiruf 110“ und „Tatort“ bis ins Schwarz-Weiß-Zeitalter des Mediums zu wiederholen. Warum ist es dann nicht möglich, Klassiker wie „Casablanca“ ins Programm zu heben. Das Fernsehen muss nicht nur sein eigenes, sondern auch das Gedächtnis des Kinoschaffens sein.

Diese Befreiungsaktion des Kinos im Fernsehen hat ja ein Vorbild, das den potenziellen Gewinn anzeigt. Netflix & Co. haben die Serie aus ihrem erstarrten Erzähl- und Darstellungsmodus befreit. Auch wenn es in den linearen Programmen noch nicht nachhaltig spürbar ist, so laufen in den Mediatheken von ARD, ZDF und RTL längst Serien, die den Atem kreativer Freiheit verströmen. Als Leckerli für September annonciert: „Tod den Lebenden“. Da bleibt einem der Mund offenstehen, was eine offene Beziehung an offenen Fragen provozieren kann.

Sommerkino wird Frühjahrskino wird Herbstkino wird Winterkino! Alles klar, ARD?

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