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Harry Dean Stanton, hier bei einer Filmpremiere in Hollywood 2006.

© Reuters/Mario Anzuoni

Zum Tod von Harry Dean Stanton: Die Melancholie eines Countrysongs

Er spielte die großen Alleingänger und Außenseiter im amerikanischen Kino, auch in Wim Wenders' "Paris, Texas". Jetzt ist der Schauspieler Harry Dean Stanton mit 91 Jahren gestorben.

Noch mit 90 stand er vor der Kamera und spielte in "Lucky" einen Mann, der begreift, dass er sterben wird. Nun ist der amerikanische Schauspieler Harry Dean Stanton im Alter von 91 Jahren gestorben, am Freitag in einem Krankenhaus in Los Angeles. Einem breiten Publikum wurde er hierzulande vor allem als der einsame Held in Wim Wenders' Roadmovie "Paris, Texas" von 1984 bekannt, der anfangs zu Fuß aus der Wüste kommt, ein Irrender, der seinen Namen und seine Identität vergessen hat und seinen Sohn findet. Der Film gewann in Cannes die Goldene Palme.

1926 in West Irvine, Kentucky, geboren, stand Harry Dean Stanton schon in den 50er Jahren vor der Kamera, insgesamt in rund 250 Filmen. Ein Charakterdarsteller: Der hagere Mann mit dem zerknitterten Gesicht und den dunklen Augen spielte nicht selten Außenseiter und bad guys, oft in Nebenrollen in Western und Mafia-Filmen. Er arbeitete mit großen Regisseuren wie Martin Scorsese und Francis Ford Coppola zusammen und war mit Schauspielern wie Jack Nicholson und Sean Penn befreundet.

Der Mann, der aus der Wüste kam: Harry Dean Stanton als Travis in "Paris, Texas" von Wim Wenders, 1984.
Der Mann, der aus der Wüste kam: Harry Dean Stanton als Travis in "Paris, Texas" von Wim Wenders, 1984.

© picture alliance / United Archiv

Auch als Sänger und Gitarrist trat er auf, die Harry Dean Stanton Band existierte über zehn Jahre. David Lynch, unter dessen Regie Stanton etwa einen Privatdetektiv in "Wild At Heart" spielte und zuletzt in "Twin Peaks: The Return" vor der Kamera stand, würdigte ihn als "großartigen Schauspieler und fantastischen Menschen". Lynch fügte hinzu: "Ein Großer ist von uns gegangen."

Olivia Wilde: Stanton war die Definition der Coolness

Seine letzte Hauptrolle: "Lucky" in John Carroll Lynchs (nicht mit David Lynch verwandt) gleichnamigem Debütfilm, einer leisen Tragikomödie, die auf dem Festival in Locarno Premiere feierte. Im Tagesspiegel hieß es dazu: "Lucky lebt zwischen Kakteen und Felsen in einer Wüstenlandschaft an der mexikanischen Grenze, sein Alltag besteht aus Ritualen. Zigarette, Gymnastik, Kaffee im Diner. Kreuzworträtsel, Quizshows, Bloody Mary in der Lieblingsbar – der krönende Abschluss eines jeden Tages. Dabei umgibt den Schauspieler die Melancholie eines Countrysongs, dessen Groove auch Lucky in seinen lakonischen Aphorismen über das Leben übernimmt."

Die Schauspielerin Olivia Wilde schrieb auf Twitter: "Harry Dean Stanton war die Definition der Coolness." "Lucky" kommt in Kürze in den USA in die Kinos und läuft ab dem Jahresende auch in Europa. Tsp/AFP

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