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Daniel Barenboim und Martha Argerich nach ihrem Auftritt im Jüdischen Museum Berlin.

© Monika Rittershaus

"Intonations": Finale mit Barenboim und Argerich: Vier Hände für ein Halleluja

Freunde fürs Leben: Daniel Barenboim und Martha Argerich setzen den Schlusspunkt beim "Intonations"-Kammermusikfestival im Jüdischen Museum.

Keine Angst vorm 20. Jahrhundert: Der Abschlussabend des „Intonations“-Festivals im Jüdischen Museum verzichtet auf Netz und doppelten Boden, kommt ohne Beethoven und Dvobák aus. Dafür Schönberg, Eisler, Strawinsky. Was noch mal zeigt, wie sich das von der Pianistin Elena Bashkirova erst in Jerusalem, dann in Berlin ins Leben gerufene Kammermusikfestival auch für weniger stark begangenen Pfade, für Abseitiges starkmacht. Die Fans strömen sowieso. Dass dieser letzte Abend ausverkauft ist, liegt allerdings, so ehrlich muss man schon sein, weniger am innovativen Programm als an Daniel Barenboim und Martha Argerich, die das Finalstück bestreiten.

Zunächst, als Auftragswerk, ein „hebräisches“ Stabat Mater von Saed Haddad. In jeder Hinsicht ein ungewöhnliches Stück. Die „weinende Mutter“, eigentlich ist sie ein christlicher Topos. Haddad interpretiert ihn jüdisch, hat dafür verschiedene Stellen des Alten Testaments kompiliert. „Wenn ihr meinen Geliebten findet, sagt ihm, ich bin krank vor Liebe.“ Mutter und Sohn, ein Liebespaar? Ziemlich nah dran an vielen christlichen Darstellungen, die Jesus und Maria fast gleichaltrig zeigen. Claire Meghnagi verleiht dem kurzen Stück zusätzliche Prägnanz mit ihrem expressiv herausgeschleuderten Sopran. Klarinette, Geige, Bratsche und Cello kommen mit Einwürfen zu Wort.

Auch der späte Schönberg kann sehr sinnlich sein

Familie ist überhaupt das Stichwort an diesem Abend – dem die beiden Barenboims ihren Stempel aufdrücken. Erst der Sohn: Michael demonstriert in der Fantasie für Violine und Klavier op. 47, wie sinnlich-verlockend auch der späte Arnold Schönberg klingen kann. In den Passagen, die ihn nicht zu interessieren scheinen, wirkt er aber schludrig und unaufmerksam. Denis Kozhukhin übernimmt den undankbaren, nur devot begleitenden Klavierpart. Mit saftigem Strich gelingt Michael Barenboim dann noch ein weiteres Plädoyer: für Hanns Eislers Duo für Violine und Cello (mit Timothy Park). Dazwischen das vom Michelangelo Quartett eher uninspiriert abgespulte dritte Streichquartett von Béla Bartók.

Zum Finale der Vater: Mit Martha Argerich verbindet Daniel Barenboim eine lebenslange Künstlerfreundschaft. Strawinskys „Sacre du Printemps“ in der Fassung für zwei Klaviere dominiert er nicht nur, weil er rechts sitzt. Viril, voll archaischer Härte ist sein Anschlag, eher weich, nachdenklich, intellektuell der von Argerich. Nach 30 Minuten Opferdrama überrascht, wie beide die letzten Takte, in denen sich das Mädchen zu Tode tanzt, ausplätschern lassen. Trotzdem langer Jubel, zwei Zugaben. Und glückliche Musiker, von denen sich viele im September wiedersehen werden in Jerusalem.

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