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Anne Byrne, Bryn Vertesi, Till Bleckwedel, Guillermo Valdés, Campbell Vertesi und Carrie-Anne Winter sind The Cast.

© Promo

The Cast: Schnee, Glocken, Hits

Die Opernband The Cast tritt in der Bar jeder Vernunft mit ihrer "Winter Edition" auf - ein gelungener Spagat zwischen Puccini und "White Christmas".

The Cast sind eine Opernband. Geht soetwas überhaupt? Die sechs Sänger und Sängerinnen haben tatsächlich den Apruch, klassische Vokalmusik in ein populäres, zugängliches Gewand zu kleiden. Nach erfolgreichen Auftritten im Sommer präsentieren sie nun die „Winter Edition“ ihres Programms in der Bar jeder Vernunft.

Die Zuschauer dürfen ihre Handys ruhig angeschaltet lassen, verkündet zu Beginn Campbell Vertesi, und am besten schon während der Show Bilder und Videos in die sozialen Netzwerke hochladen. Auch Jubeln und Klatschen während der Stücke ist ausdrücklich erlaubt – also alles, was während einer klassischen Opernaufführung verpönt ist.

Spaß und Lockerheit sollen der Oper zurückgegeben werden. Das gelingt hörbar gut. Schon die ersten Stücke sorgen für viel Lachen und euphorischen Applaus. Dabei bewegt sich die musikalische Qualität auf einem sehr hohen Niveau. Stimmlich können die aus drei Ländern stammenden Bandmitglieder locker mit „echten“ Opernaufführungen mithalten. Nur die Akustik der Bar macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Oft liegt ein seltsamer Hall auf den lauten Tönen, mehrstimmige Passagen klingen etwas verwaschen.

Eine Brücke zwischen Alt und Neu

Beim Titel „Winter Edition“ könnte man ein Programm aus lauter Weihnachtslieder-Hits erwarten. Dem ist jedoch nicht so. Die Sängerinnen und Sänger schildern vielmehr zwischen den Stücken die typischen Bräuche ihrer jeweiligen Herkunftsländer. So erzählt Bariton Till Bleckwedel von Knecht Ruprecht, um gleich darauf dessen Arie „Ich schreite durch den Schnee einher“ aus Hans Pfitzners Oper „Das Christ-Elflein“ anzustimmen. „The Cast“ tappt also nicht in die Falle, populäres Liedgut auf Klassik zu trimmen, sondern findet einen guten Mittelweg zwischen Puccini und „White Christmas“, ohne peinlich zu wirken. Der Versuch, eine Brücke zwischen Alt und Neu zu schlagen, setzt sich auch in den Bühnenoutfits der Opernband fort, was zu abenteuerlich-bunten Kombinationen aus Frack und Jogginghose führt – Geschmackssache.

Als Zugabe werden dann doch noch „Alle Jahre wieder“ und „Jingle Bells“ gesungen, jetzt mit Publikumschor. Klassische Weihnacht und weihnachtliche Klassik finden am Ende also doch noch zusammen

Weitere Aufführungen in der Bar jeder Vernunft bis 7. Januar

Elias Pietsch

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