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Monika Grütters auf der Frankfurter Buchmesse, 2020.

© Arne Dedert/dpa

„Buchmesse im Risikogebiet“: So wurde die erste digitale Frankfurter Buchmesse eröffnet

Monika Grütters appellierte in ihrer gestreamten Rede an eine offene Debattenkultur. Justin Trudeau würdigte die Bedeutung von Büchern.

Die weitgehend digitale Frankfurter Buchmesse im Corona-Jahr 2020 ist mit einem Appell für eine offene Debattenkultur in der Gesellschaft eröffnet worden.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte am Dienstagabend bei der Eröffnungsfeier in der Frankfurter Festhalle, die wegen steigender Corona-Fallzahlen ohne Publikum stattfand und per Livestream übertragen wurde: „Immer wieder geraten Literatur und Kunst zwischen die Fronten, wo einzelne gesellschaftliche Gruppen sich zu Richtern darüber aufschwingen, wer über welche Themen schreiben darf und wer nicht.“

In anderen Fällen würden Kunstwerke „unter Verweis auf ihr Kränkungspotenzial aus dem öffentlichen Raum verbannt“.

Es gehöre aber zum Wesen eines Kunstwerks, dass es verschiedene Interpretationen zulasse, betonte die Ministerin. „Dafür muss Raum sein in einer demokratischen Gesellschaft“, sagte Grütters. „Lesen schützt vor Dogmatismus und Fanatismus“, betonte sie. Wie bereichernd und inspirierend es sein könne, der Vielfalt Raum zu geben, zeige einmal mehr die Frankfurter Buchmesse.

Grütters: „Ich wünsche der digitalen Ausgabe viel Erfolg und freue mich schon jetzt darauf, die literarische Vielfalt des Bücherherbstes im nächsten Jahr wieder mit allem zu erleben, was dazu gehört: mit Messeständen und Gastland-Pavillon, mit Empfängen und Gedränge, mit Lesungen und Diskussionen live vor großem Publikum.“

Bücher geben Hoffnung

Die diesjährige „Buchmesse im Risikogebiet“ erinnere eher an einen dystopischen Roman von Margaret Atwood. Auch Hessens stellvertretender Ministerpräsident Tarek Al-Wazir (Grüne) sprach von einer „surrealen“ Atmosphäre in der Festhalle.

Bei der Eröffnungsfeier zeichnete der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Grütters mit der Plakette „Der Förderin des Buches“ aus - in Anerkennung ihres „außergewöhnlichen Engagements für das Buch“. Grütters habe den Literaturbetrieb stark unterstützt. „Ihrer Zuwendung - im doppelten Wortsinne - haben wir es zu verdanken, dass wir heute hier stehen“, sagte Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins. Nun könnten „Signale der Hoffnung“ von Buchmesse ausgehen.

Kanadas Premierminister Justin Trudeau betonte als Repräsentant des diesjährigen Buchmesse-Gastlandes in einer Videobotschaft: „Bücher geben uns Hoffnung, erlauben uns, zu träumen und liefern uns Wissen.“ Dies sei wichtig, um solch herausfordernde Situationen wie eine Pandemie durchzustehen. Der israelische Schriftsteller David Grossman sagte in einer Videobotschaft, das Schreiben sei „ein Mittel des Widerstands“ und der Kreativität in der Corona-Pandemie.

Die 72. Frankfurter Buchmesse muss als weltweit größte Plattform für die Buch- und Verlagsbranche in diesem Jahr aufgrund der Pandemie auf die Hallenausstellung verzichten. Zudem beschlossen die Veranstalter, auch die Frankfurter Festhalle - in der auf der ARD-Buchmessenbühne rund 60 Diskussionen von Moderatoren und Autoren stattfinden - doch nicht für das Publikum zu öffnen und lediglich Livestreams anzubieten.

Von Mittwoch bis Sonntag geht die 72. Frankfurter Buchmesse nun mit insgesamt mit 260 Stunden Programm „auf Sendung“, wie es hieß. Schmidt-Friderichs sagte, die Frankfurter Buchmesse habe sich „neu erfinden“ müssen. Buchmesse-Direktor Juergen Boos betonte, er habe sehr anstrengende Monate hinter sich, weil er wegen der sich immer wieder ändernden Lage eigentlich „vier Messen geplant“ habe.

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