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Es war einmal... Sky ist aus der weiteren Produktion der Serie „Babylon Berlin“ mit Volker Bruch und Liv Lisa Fries ausgestiegen.

© dpa/Jens Kalaene

Sky stellt Produktion deutscher Fiktion ein: Müssen es die Nazis wieder reißen?

Sky reduziert Kosten und Angebot. In dem Schritt steckt auch ein Fanal für die deutsche Produktions- und Kreativbranche

Sky Deutschland ist zum Spekulationsobjekt geworden. Wöchentlich wird die Frage verhandelt, ob die US-amerikanische Comcast Corporation ihre deutsche Pay-TV-Tochter verkaufen will. Jedenfalls wird die „Braut“ hübscher gemacht, indem Sky die Produktion deutscher Filme und Serien einstellt. Keine Erfolgsserien „Babylon Berlin“ oder „Der Pass“ mehr, wenigstens wird die vierte Staffel vom „Boot“ noch zu Ende produziert.

Kosten und Konkurrenz

Zu hohe Kosten, wachsende Konkurrenz, heißen die Argumente. Wurden die fiktionalen Eigenproduktionen bei ihrem Start vor acht Jahren noch als „Mehrwert“ für Abonnenten gefeiert, sind sie jetzt Ballast, der abgeworfen werden muss.

Was sich für die Bilanz positiv auswirken mag, mindert zugleich die Attraktivität der Angebote. Die Abo-künftigen Zahlen werden zeigen, ob und wie sehr Sky das eigene Geschäftsmodell beschädigt hat. Das Pay-TV setzt künftig auf Kaufware, auf Dokusoaps wie „Die Ochsenknechts“ statt Dramaserien, die Aggregation von Entertainment-Apps und ein „unvergleichliches Sportangebot“. Bald startet die neue Vergaberunde für die Fußball-Bundesliga, und schon jetzt ist klar, dass Sky, wenn es wenigstens den Bundesliga-Samstag weiter exklusiv und live bespielen will, tief in die Taschen wird greifen müssen.

Sky sucht seine Zukunft in Deutschland weiterhin im Double-Feature aus Fiktion und Sport. Überzeugt davon, dass dabei die Aufgabe von Eigenproduktionen verkraftbar ist. Man muss dem Pay-TV nichts Übles wünschen, doch was da an Ehrgeiz und Kreativität abfließt, ist bitter.

Schleicht sich die Frage heran: Ist die Entwicklung von Sky eine Solonummer oder ein Fanal für die gesamte Produktions- und Kreativbranche in Deutschland? Von der Goldgräberstimmung ist wenig übrig, Katzenjammer heißt der Soundtrack.

Weder Netflix noch Amazon sind zufrieden damit, wenn eine deutsche Serie oder ein deutscher Film allein beim hiesigen Publikum performt - der globale Faktor entscheidet über Entstehen und Vergehen. Das Engagement von Sky bei „Babylon Berlin“ war eben auch dem Ergebnis geschuldet, dass die Serie in über 140 Länder verkauft werden konnte.

Deutsche Fiktion für diverse Geschmäcker, tauglich für den Weltmarkt. Das ist die Herausforderung, die in der Sky-Entscheidung steckt. Muss es jetzt wieder das einzig deutsche Copyright, müssen es wieder die Nazis reißen?

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