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Die  Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne).

© dpa / Annette Riedl/dpa

Roth zur Debatte um Humboldt-Forum-Spender : „Kein Ruhmesblatt für den Wiederaufbau“

Ein Gutachten hat Schloss-Großspender Bödecker antisemitische Denkmuster bescheinigt. Der Förderverein hätte genauer hinsehen müssen, so die Kulturstaatsministerin.

Offen judenfeindlich war der Bankier Ehrhardt Bödecker nicht, aber in seinen Schriften finden sich antisemitische Topoi und Holocaust-Relativierungen: Zu diesem Ergebnis kommt das Gutachten vom November 2022 zum Großspender des Humboldt Forums, das der Öffentlichkeit kürzlich endlich zur Verfügung gestellt wurde. Die auftraggebende Stiftung Humboldt Forum war dennoch zu dem Schluss gekommen, dass der die Spenden einsammelnde Förderverein Berliner Schloss mit der Annahme der Bödecker-Spenden nicht gegen die damals geltende Spendenrichtlinie verstoßen habe.

Wie schätzt Kulturstaatsministerin Claudia Roth als oberste Dienstherrin der Stiftung dies ein? Auf Nachfrage teilte ihr Pressesprecher mit: „Das Gutachten zu Erhardt Bödecker und die Diskussion zum Umgang mit den Spenden von seiner Seite zeigen deutlich, dass es vom Förderverein besser gewesen wäre, bei den Spendern genauer hinzusehen“. Bei aller Wertschätzung für die „sehr vielen ehrenwerten Spender“ sei es „kein Ruhmesblatt des Schloss-Wiederaufbaus, dass dieser auch mit solchen Spenden vollzogen wurde. Nun sind leider auch diese Gelder verbaut und steht der Wiederaufbau.“

Trotz der auf diese Weise geäußerten Kritik wird Forderungen nach Rückzahlung der sich auf eine Million Euro belaufenden Spenden von Ehrhardt und Anneliese Bödecker seitens der Kulturstaatsministerin also eine klare Absage erteilt.

Die Kulturbehörde weist lediglich nochmals auf die neue Spendenrichtlinie hin: Roth hatte das Humboldt Forum um eine Überarbeitung gebeten, damit die Richtlinie künftig klarere Regeln zur Ablehnung von Spenden enthält.

Die neue Spendenrichtlinie wurde im November beschlossen. „In dieser wird jetzt genau benannt, auf Basis welcher Werte und in welchem Prozedere künftig die Annahme von Spenden in begründeten Einzelfällen verweigert werden kann“, so der Sprecher. Damit könne ausgeschlossen werden, dass sich solche Fälle künftig wiederholen.

Das Humboldt Forum hatte das Gutachten zu Bödecker beim Institut für Zeitgeschichte in Auftrag gegeben, nachdem die Ehrenplakette für Bödecker 2021 infolge eines ersten Berichts im Tagesspiegel aus dem Foyer des wiedererrichteten Preußen-Schlosses entfernt worden war. Laut der alten Spendenrichtlinie der Stiftung wie des Fördervereins durften Spender:innen nicht gegen soziale oder ethische Standards verstoßen. Die neue Regelung führt Ausschlusskriterien sehr viel detaillierter auf. (chp)  

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