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Kultur: Noten fliegen

The Philharmonics im Kammermusiksaal.

„Oje, oje, wie rührt mich dies“: Auf Flügeln einer instrumentalen „K & K Rhapsodie“ schwebt die Fledermaus im Kammermusiksaal ein. Kleines Zitat, große Wirkung, denn viele, viele Noten von hoher Geschwindigkeit fliegen ihr hinterher. Ungarischer Csárdás ist ein Lebenselixier des siebenköpfigen Wiener Ensembles, das sich schlicht und stolz The Philharmonics nennt.

Darin spielt der geborene Slowake Tibor Kovác die erste Violine und anspruchsvoll führende Melodie, während der zweite Geiger Roman Jánoska, ebenfalls Slowake, für die halsbrecherische Virtuosität zuständig ist. Dessen Bruder Frantisek traktiert das Klavier mit Märchenhänden und macht die schönsten Arrangements. Bratschist Thilo Fechner ist Deutscher, aber Wiener Philharmoniker wie die anderen. Die Ausnahme bildet Stephan Koncz, aus Wien stammender Berliner Philharmoniker, der hier in der Wahlheimat für ein fulminantes Cellosolo bejubelt wird. In dem Klarinettisten Daniel Ottensamer begegnet man dem Bruder des Berliner Philharmonikers Andreas, und aus Budapest gebürtig ist Ödön Rácz, Solokontrabassist der Wiener Philharmoniker, der in diesem Programm zwischen Tango und Jazz mehr zu zupfen hat. Für sein „ungarisch angehauchtes Wienerisch“ bittet Tibor Kovác um Pardon. Er stellt sich als Moderator vor, weil das Programm jeweils erst am Ort der Aufführung entschieden werde.

Und das Vergnügen nimmt seinen Lauf, springt von den Musikern über auf das Publikum und zurück, als sei eine Meistertruppe aus Jux unterwegs durch Wiener Caféhäuser. Die Deutsche Grammophon muss herhalten für Kritik, die zugleich unverhüllte Werbung ist, betreffend die neue CD „Oblivion“. Von Piazzolla über ein witzig gesetztes Stückchen „Rosenkavalier“, Verdis „Forza del destino“, Kreisler und Bizet, die Jazz-Suite Nr. 2 von Schostakowitsch geht es zu „Fiddler on the Roof“ auf die krasse artistische Geisterbahn. Selten sieht man so viel Spaß in den Gesichtern irgendwelcher Interpreten wie an diesem Abend. Etwa wenn Enescus „Rumänische Rhapsodie“ mit Vogelzwitschern verziert wird. Daniel Ottensamer indes lässt sich einen Abstecher zu Artie Shaw nicht entgehen. Im Swing der seriösen Wiener Spitzenmusiker zeigt sich: Sie haben Rhythmus. Sybill Mahlke

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