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Eine Ausgabe vom „ZDF Magazin Royale“ ohne öffentliche Aufregung ist für Jan Böhmermann eine verlorene Sendung.

© ZDF und Jens Koch/Jens Koch

Neue Aufregung um Jan Böhmermann: Janni Superstar?

Der ZDF-Moderator versteht sich als Investigativ-Satiriker, ja als öffentlich-rechtlicher Held. Was stimmt - und was nicht stimmt.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Jan Böhmermann ist wieder im Gespräch. In der neuesten Ausgabe seines „ZDF Magazins Royale“ hat er sich unter der Ankündigung „Wenn man vom Teufel spricht“ mit dem Thema „ritueller Gewalt“ beschäftigt. Die Recherche könnte auf strafrechtlich relevante Weise erfolgt sein. Nun drohen offenbar eine Ermittlung des Staatsschutzes und eine Durchsuchung der Redaktionsräume.

Jan Böhmermann hat nichts verschwiegen

Jan Böhmermann hat in seiner Sendung nichts davon verschwiegen, weder die Recherche noch die möglichen Konsequenzen. Ist er damit in das neue Berufsfeld des Investigativ-Satirikers eingestiegen, ist er gar ein öffentlich-rechtlicher Held?

Nein, er ist ein Maulheld in ZDF-Diensten. Aber einer mit Wirkungen und Nebenwirkungen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte Arne Schönbohm als Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) abberufen, nachdem es im „Magazin“ geheißen hatte, Schönbohm habe Kontakt zum Lobbyverein Cyber-Sicherheitsrat Deutschland, der wiederum in Verbindung mit russischen Geheimdiensten stehe.

Die daraus abgeleiteten Vorwürfe gegen Schönbohm haben sich nicht erhärtet, gleichwohl wurde er aus dem Amt abberufen, weswegen Innenministerin Faeser aktuell unter Druck steht. Und Böhmermann? Er tänzelt weiter durch die Lande und widmet sich jetzt den Usancen in der Behandlung und Aufarbeitung „ritueller Gewalt“.

Ermittelt jetzt der Staatsschutz gegen die Redaktion, werden deren Räume durchsucht? Jan B. wäre nicht Jan B., wenn er nicht genau darauf warten würde. So ein Heldenstatus verlangt ja Heldentaten.

Das ZDF schweigt. Der öffentlich-rechtliche Sender, der in 50 Sendejahren öffentliche Aufmerksamkeit vor allem als Quotenerfolg verstand, weiß nicht recht, wie er mit Böhmermann umgehen soll. Lobpreiste ihn Chefredakteurin Bettina Schausten noch im Tagesspiegel-Interview, so vermurmelte Marietta Slomka die Beteiligung von B. in der Schönbohm-Affäre im „heute-journal“.

Böhmermann zeigt den Magazin-Redaktionen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen von „Frontal“ (ZDF) bis „Monitor“ in aller Deutlichkeit, wie Themen aufgebracht, ja skandalisiert werden. Schon bemerkenswert, was der „blasse Junge“ aus Bremen Woche für Woche hinlegt, während „Kontraste“ bräsig vor sich hin senden.

Wahrscheinlich wird sich Böhmermann über die folgenden Sätze riesig freuen. Der Moderator und seine Redaktion trauen sich was. Gut so. Was aber unangenehm aufstößt, ist diese peinliche Selbststilisierung, ja Selbsteuphorisierung. Weil es sonst keiner tut, muss der Janni immer wieder in die Sch... langen. Er will es ja gar nicht, aber er muss.

Kann es der Böhmermann mal bei der Recherche belassen? Geht das ohne ständiges Sich-auf-Schulter-klopfen? Mit seiner Eitelkeit verschattet Jan B. seine Erfolge, er dreht sie ins Gegenteil um, weil er den Eindruck erweckt, es geht ihm nicht um die Sache und das Thema, sondern einzig und allein um ihn selbst.

Kritik von Markus Lanz

Auch das gehört dazu, was sein ZDF-Kollege Markus Lanz im Podcast „Lanz & Precht“ an Böhmermann kritisiert: „Das ist etwas, das mich wahnsinnig stört: Du zündest mit Argumenten, haust einen raus, und wenn du merkst, es geht daneben oder fällt dir auf die Füße, dann nimmst du den Notausgang Satire.“ Letzten Endes sei das „eine Form von Feigheit“, attestiert Lanz. Ja, das ist so. Jan Böhmermann ist größer im Austeilen als im Einstecken.

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