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Johann-Georg-Elser-Denkmal in der Wilhelmstraße in Mitte.

© Imago/Schöning

Kolumne „Berliner Trüffel“, Folge 37: Luftlinie an der Wilhelmstraße

Das Denkmal für Georg Elser, der einst Hitler töten wollte, ist eine der markantesten Erinnerungsskulpturen Berlins. Man kann sie trotzdem leicht übersehen.

Eine Kolumne von Birgit Rieger

Das Georg-Elser-Denkmal ist eines der markantesten in Berlin. Trotzdem kann man es leicht übersehen. Die Silhouette des Mannes, der Adolf Hitler beinahe getötet hätte, hebt sich ab gegen den blauen Himmel mit Wolken.

Ein gerader Mast aus Stahl geht hoch über den Wipfeln der Bäume über in eine zackige Kurve. Sie beschreibt das Gesicht Johann Georg Elsers im Profil. Stirn, Nase, Kinn. Mehr als 17 Meter ist es hoch, man muss den Kopf in den Nacken legen, um die Linie wahrzunehmen.

Regierungsviertel mit viel Geschichte

Das Denkmal steht im einstigen Berliner Machtzentrum der Nazis, in der Wilhelmstraße, Ecke An der Kolonnade. Man sieht es nur, wenn man von der Wilhelmstraße kommend in Richtung Unter den Linden schaut. Von der anderen Richtung wird es von Bäumen verdeckt.

Johann Georg Elser, ein Schreiner aus Schwaben, versuchte Hitler mit einer Bombe zu töten. Er wollte damit den drohenden Krieg verhindern. Seine Weltsicht liest man in Zitate auf dem Boden Seinen selbstgebauten Sprengsatz zündete Georg Elser am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller. Hitler allerdings, verließ den Veranstaltungsort früher als erwartet. Acht Menschen wurden getötet, viele verletzt.

Am Ort der ehemaligen Reichskanzlei

Das Denkmal für den Einzeltäter Elser ist auch einer Initiative des Dramatikers Rolf Hochhuth zu verdanken, der Elsers konsequentes Handeln bewunderte. Den Bauwettbewerb gewann schließlich der Entwurf des Bildhauers Ulrich Klages.

Eine Infotafel am Ort erinnert heute an die Reichskanzlei, die sich an dieser Ecke in der Wilhelmstraße 77 befand. Dort wohnte erst Reichskanzler Otto von Bismarck, später ließ sich Adolf Hitler dort den „Führerbunker“ einrichten, in dem er 1945 Selbstmord beging.

Heute sind an der Ecke Plattenbauten mit Restaurants, im vergangenen Jahr ist das Büro der Initiative „Decoloniale“ in einen der Läden im Erdgeschoss eingezogen. Ein neues Schild erinnert nun an die Kongo-Konferenz 1884/85, die in der Reichskanzlei tagte. Bei der Aufteilung Afrikas sei es hauptsächlich um einen Interessensausgleich der europäischen Großmächte gegangen, liest man dort. Geschichten, die sich überlagern.

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