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© Warner Bros. Ent.

Garry Marshall: Das süße Lieben

„Pretty Woman“-Regisseur Garry Marshall setzt in „Valentinstag“ auf Stars – und auf Sicherheit

Für Shirley MacLaine, die auf der Suche nach ihrem entlaufenen Mann eine filmreife Liebesszene während einer Freiluftkinoaufführung auf dem Hollywood Forever Cemetery hinlegt, gibt es Standing Ovations. Ein Stelldichein auf dem Friedhof, über die Leinwand flimmert ein alter Shirley MacLaine-Film, damit ist der nostalgische Ton von Garry Marshalls „Valentinstag“ perfekt intoniert. Lauter Romantiker im Publikum, und Shirley MacLaine im flatternden roten Umhang schenkt ihrem Filmpartner Hector Elizondo einen langen Kuss.

Und Happy End. Es ist nur eins von vielen. Dass die romantische Komödie „Valentinstag“ sie alle, die verirrten Glücks- und Zweisamkeitsuchenden dieser Welt, am Ende in den Hafen finden lässt, jedem Topf sein passendes Deckelchen, ohne zumindest eine kleine, kritische und also realistische Restmenge der Romantik- und Beziehungsresistenten zu lassen – das ist vielleicht das Problem dieses opulent besetzten Films.

Aufgeboten wird: das ganze Spektrum moderner Großstadtmenschen. Das einsame, altkluge Kind und seine Mutter, der schwule Geschäftsmann und sein Freund, die 16-Jährige, die von der ersten Nacht mit ihrem Freund träumt, die coole Sekretärin, die mit Telefonsex ihr Studentendarlehen abbezahlt, die noch coolere Chefin, die engagierte Lehrerin, die meint, endlich den Richtigen gefunden zu haben, doch leider ist er verheiratet, die einsame Produzentin, die mit Gleichgesinnten jedes Jahr eine „Ich hasse den Valentinstag“-Party schmeißt, und der charmante Blumenhändler, der just an diesem Tag seiner Freundin den Heiratsantrag meint machen zu müssen und erst spät merkt, dass er eigentlich eine andere liebt – sie alle erwartet zunächst eine Enttäuschung und dann am Schluss die bonbonsüße Belohnung.

Wäre ja auch zu viel verlangt, den ganzen Valentinstag-Irrsinn, der aus den USA inzwischen auch hierhergeschwappt ist, in einem Film demontieren zu wollen. Einem Film zumal, der sich als Mischung aus „Pretty Woman“, „My Best Friend’s Wedding“ und „Die Braut, die sich nicht traut“ versteht und mit seinem All-Star-Ensemble von Anne Hathaway bis Queen Latifah, von Julia Roberts bis Kathy Bates ganz auf Sicherheit setzt. Und der daher bis in die Details an die großen Erfolge anknüpfen will.

So ließ Marshall die berühmte Bank, die in seinem Tophit „Pretty Woman“ vor dem Beverly Wilshire Hotel aufgebaut wurde, extra noch einmal aufstellen, um dort eine denkwürdige Szene zwischen Anne Hathaway und Topher Grace anzusiedeln. Auch Hector Elizondo wurde bekannt durch „Pretty Woman“, als verständnisvoller Hotelportier – jetzt darf er einen glücklichen Großvater spielen. Und Julia Roberts, nun, Julia Roberts ist immerhin, als US-Army-Captain, ein kurzer, selbstironischer Flirt im Flugzeug geschenkt, bevor sie heimkehren darf zu ihren Mutterpflichten.

Vielleicht ist das die eigentliche Crux: die bei aller klebrigsüßen Valentins-Harmonie recht aggressiv vorgetragene Botschaft, dass nur der zweisame Mensch ein vollwertiger ist. Zeit für eine neue „Ich hasse den Valentinstag“-Party.

In 16 Berliner Kinos

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