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Kirsten Stewart als Lady Diana in “Spencer”, dem zweiten Biopic von Pablo Larraín. Der Film läuft in Venedig.

© Neon/PA Media

So wird das Filmfest Venedig: Hollywood-Glamour, Arthouse-Kino – und einige Überraschungen

Corona hat die Abläufe im Filmfestivalmarkt durcheinander gebracht. Doch am Lido lässt man sich davon nicht beeindrucken. Das angekündigte Programm für September ist vielversprechend.

Von Andreas Busche

Der Terminkalender im Festivalherbst ist dieses Jahr noch dichter gefüllt als ohnehin schon. Nur sechs Wochen nach Cannes beginnt am 1. September das Filmfestival in Venedig; doch wer gedacht hätte, dass die Franzosen den Markt nach der Corona-Pause schon restlos abgeräumt hätten, irrt. Das Programm, das Venedig-Chef Alberto Barbera am Montag verkündete, liest sich mit seiner Mischung aus großen Studio-Produktionen und avanciertem internationalem Arthousekino nicht wie die erwartete Cannes-Resterampe.

Die größten Clous standen bereits vor der Pressekonferenz fest. Mit Denis Villeneuves Science-Fiction-Epos “Dune”, dem Lady-Diana-Film “Spencer”, dem zweiten Biopic des chilenischen Regisseurs Pablo Larraín (Kristen Stewart in der Rolle der Prinzessin von Wales dürfte am Lido ähnlich wie vor fünf Jahren Natalie Portmans Jackie Kennedy für Furore sorgen) und Jane Campions Netflix-Produktion “Power of the Dog” – Benedict Cumberbatch und Kirsten Dunst in einem 1920er-Rancherdrama – hat Barbera der Konkurrenz drei der meistantizipierten Filme der Saison abgeluxt. Dass Pedro Almodóvar mit “Parallel Mothers”, in der Hauptrolle Penelope Cruz, das Festival eröffnet, komplettiert ein starkes Auftaktprogramm.

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Trotzdem blieben noch einige Überraschungen übrig. Mit Ridleys Scotts Historienfilm “The Last Duel” kehren Matt Damon und Adam Driver zurück an den Lido, Genre-Spezialist Edgar Wright (“Shaun of the Dead”) präsentiert sein Swinging-Sixties-Musical “One Night in Soho” mit “Damengambit”-Star Anya Taylor-Joy. Und Jamie Lee Curtis, die dieses Jahr den Ehren-Löwen erhält, darf ein weiteres Mal in die Rolle ihres Lebens schlüpfen: in David Gordon Greens “Halloween Kills”.

Alle drei Titel laufen außer Konkurrenz, trotzdem scheint es, als bleibe die amerikanische Filmindustrie Barbera und seinem Festival wohlgesonnen. Auch Netflix hat mit Paolo Sorrentinos autobiografischen “The Hand of God” über den tragischen Tod seiner Eltern einen zweiten Film in der Konkurrenz um den Goldenen Löwen. Es ist Sorrentinos erste Wettbewerbspremiere in Venedig, vier weitere Italiener sind für einen Löwen nominiert.

Nur vier Frauen konkurrieren um die Goldene Palme

Die Pandemie hat die alten Hierarchien anscheinend nicht beschädigt. Im vergangenen Jahr trat Chloé Zhaos “Nomadland” seinen Siegeszug bis zu den Oscars in Venedig an. Zhao kehrt dafür dieses Jahr in die Jury zurück, die von “Parasite”-Regisseur Bong Joon-ho geleitet wird. Hollywood schätzt den Lido also weiterhin als Startrampe für die Oscar-Saison. Als Geheimfavorit könnte sich daher das Regiedebüt von Maggie Gyllenhaal erweisen, die gerade erst als Mitglied der Cannes-Jury der Französin Julia Ducournau zur Goldenen Palme verhalf. “The Lost Daughter” basiert auf dem gleichnamigen Roman der italienischen Schriftstellerin Elena Ferrante, was ihr in Venedig einen kleinen Bonus verschaffen könnte.

Außer Gyllenhaal konkurrieren nur drei weitere Kolleginnen um die Goldene Palme; vermutlich war der hohe Anteil an Regisseurinnen im vergangenen Jahr doch eher einem “Corona Bump” geschuldet – und nicht besserer Einsicht. Im Vergleich zum Vorjahr wirkt der Wettbewerb aber wieder etwas geschlossener. 2020 fand Venedig als einziges der großen Filmfestivals physisch statt, die Auswahl wirkte trotz starker Beiträge eher wie ein Notprogramm.

Nun stimmt auch der Rahmen: dank der Filme außer Konkurrenz, aber auch einer Premiere wie die der HBO-Miniserie “Szenen einer Ehe”, frei nach dem Bergman-Klassiker mit Jessica Chastain und Oscar Isaac (der am Lido gleich drei Auftritte haben wird). Und da man in Venedig – anders als in Cannes – die Hygiene-Protokolle ernst nimmt, dürfte im September auch die Stimmung am Lido wieder etwas entspannter sein.

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