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Die Comedy-Show  „LOL: Last One Laughing“ gehört zu den erfolgreichsten deutschen Amazon-Prime-Produktionen. Auch ihr drohen bald Werbeunterbrechungen.

© dpa/Frank Zauritz

Höhere Abo-Kosten, weniger deutsche Originals: Streaming in der Kostenfalle

Jahrelang haben sich die Streamingdienste mit Content ohne Ende überboten und mit ihrer Werbefreiheit geworben. Das ist vorbei. Doch es regt sich Widerstand.

Ein Kommentar von Kurt Sagatz

Die Serie „Zeit Verbrechen“ feiert als einzige deutsche Produktion ihre Weltpremiere bei den 74. Internationalen Filmfestspielen Berlin. Partner der Produktion von X Filme ist Paramount. Doch ob die Serie mit ihren vier Filmen, die auf den Podcasts der „Zeit“ basieren, einen Platz beim Streamingdienst Paramount+ findet, scheint zumindest fraglich. Wie der Mediendienst DWDL erfahren hat, will Paramount bei internationalen Eigenproduktionen sparen. Auch der Berlinale-Beitrag aus Deutschland könnte betroffen sein.

Das Szenario ist kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr hatte der Pay-TV-Sender Sky, zu dem der Streamingdienst Wow gehört, einen ähnlichen Schritt angekündigt. Rigoros wird bei Sky/Wow auf deutschsprachige Eigenproduktionen verzichtet, trotz aller Erfolge mit „Babylon Berlin“ und „Der Pass“. Es sind vor allem Kostengründe, die gerade die Streamer aus der zweiten Reihe massiv unter Druck setzen.

Die jahrelange Expansion des Marktes mit immer neuen Anbietern gehört offensichtlich der Vergangenheit an. Auch die Verheißung des werbefreien Serien- und Filmkonsums ist mittlerweile Geschichte. In diesen Genuss kommen Streaming-Kunden nur noch, wenn sie höhere Abo-Preise in Kauf nehmen.

Ab 5. Februar: 2,99 Euro pro Monat mehr für Werbefreiheit bei Amazon Prime Video

So wie aktuell bei Amazon. Wer Prime Video auch nach dem 5. Februar ohne Werbe-Unterbrechungen genießen will, muss 2,99 Euro monatlich mehr blechen. Zuvor hatte der internationale Marktführer Netflix mit seiner Unterscheidung zwischen Standard-Tarif mit und ohne Werbung den Weg dorthin bereitet.

Immerhin: die deutschen Verbraucherschützer, namentlich die Verbraucherzentrale Bundesverband, wollen diese De-facto-Preiserhöhung nicht einfach hinnehmen. Der Bundesverband will dagegen klagen, dass Amazon für die Vertragsänderung keine Zustimmung der Abonnenten eingeholt hat. Amazon dürfe seine Prime-Video-Kunden nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen, zitiert das „Handelsblatt“ Verbandschefin Ramona Pop.

Amazon hält entgegen, dass man die Abonnenten „transparent, im Voraus und in Übereinstimmung mit geltendem Recht informiert“ habe. „Wir bieten eine werbefreie Version für Kund:innen an, die diese Option bevorzugen und alle Kund:innen haben das Recht, ihre Mitgliedschaft jederzeit zu beenden“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.

An der schleichenden Entwicklung im Streaming-Markt dürfte das allerdings am Ende wenig ändern. Die kleineren Anbieter müssen mit ihren finanziellen Möglichkeiten haushalten und werden sich auf ihre Kernmärkte konzentrieren. Die großen Dienste von Amazon, Disney und Netflix müssen an der Preisschraube drehen, um auch weiterhin international neuen teuren Content zu produzieren.

Und für die Verbraucher werden die Kündigungsfristen immer wichtiger, damit die monatlichen Streamingkosten nicht aus dem Ruder laufen.

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