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Klaus-Dieter Lehmann: Goethes Geist

Der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann feiert seinen 70. Geburtstag.

Diesen Geburtstag gibt es eigentlich nicht. Klaus-Dieter Lehmann wurde an einem 29. Februar geboren, ein Datum, das erst wieder 2012 im Kalender erscheint. Doch der Präsident des Goethe-Instituts, in Berlin als Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in bester Erinnerung, wird tatsächlich 70. So unwirklich wie sein Geburts-Tag ist das kalendarische Alter, das ihm nirgends anzusehen ist.

In Breslau wurde er 1940 geboren, in Frankfurt am Main machte er nach dem Studium von Mathematik und Physik und einer anschließenden Bibliothekarsausbildung Karriere. Erst organisierte er die Stadt- und Universitätsbibliothek neu, nachdem er 38-jährig zu deren Leitendem Direktor berufen worden war, dann führte er, 1988 zum Generaldirektor der Deutschen Bibliothek ernannt, nach der unverhofften Wiedervereinigung sein Haus mit der Deutschen Bibliothek in Leipzig zusammen und bewerkstelligte einen großzügigen Neubau in Frankfurt.

Der neuen, rot-grünen Bundesregierung schien er 1999 der richtige Nachfolger an der Spitze der Preußen-Stiftung zu sein. Unter Lehmann blühte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in ungeahnter Weise auf, wurden Masterpläne geschmiedet und Sanierungsarbeiten auf der Museumsinsel in Gang gesetzt. Lehmann, ein begnadeter Kommunikator, spannte Politiker jeglicher Couleur für seine Vorhaben ein, überwand Widerstände aus Ministerien und Behörden und gab Mitstreitern wie Zauderern das Gefühl, immer schon mit im Boot gesessen zu haben. So konnte Lehmann vor zwei Jahren, nach der beamtenrechtlich längstmöglichen Verlängerung seiner Amtszeit, seinen Amtssitz in der Villa von der Heydt verlassen, um das nicht mehr ganz so kraftvoll regierte Goethe-Institut zu neuen Ufern zu lenken.

Als „pragmatischen Visionär“ hat Lehmann sich schon vor Jahrzehnten charakterisiert. Pragmatik, zumal in Fragen von Organisation und Technik, hat er zeitlebens bewiesen, angefangen mit der Installation eines damals noch revolutionären Onlinebibliothekskatalogs. Zudem beherrscht er die seltene Gabe, große Ziele plastisch auszumalen, ohne den Weg dorthin aus den Augen zu verlieren. Und er weiß, diese Wege geräuschlos zu gehen. Was im Nachhinein wie ein einziger Honeymoon aussieht, war in Wirklichkeit unermüdliche Überzeugungsarbeit. „Fortiter in re, suaviter in modo“ – stark in der Sache, milde in der Art, dieses lateinische, wenn auch nicht aus der Antike stammende Motto, steht über Lehmanns diplomatischem Geschick. Die deutlich stärkere Berlin-Präsenz des Goethe-Instituts, dessen Zentralverwaltungsmitarbeiter ihren münchnerisch verwöhnten Arbeitsstil um keinen Preis der rauen Luft der Bundeshauptstadt aussetzen wollten, hat Lehmann ebenso elegant wie unmissverständlich durchgesetzt. Einfach so. Mit dem Lächeln größter Selbstverständlichkeit. Bernhard Schulz

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