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Mit drei Sprengsätzen wurde der BVB-Mannschaftsbus am 11. April 2017 kurz vor dem Champions-League-Spiel gegen Monaco attackiert.

© dpa/Marcel Kusch

„In dieser Form besonders widerwärtig“: Anschlag auf BVB: Es hätte noch schlimmer kommen können

Eine Sky-Doku rekonstruiert die Ereignisse vor sechs Jahren: So nah standen Spieler und Fans von Borussia Dortmund vor einer Katastrophe.

| Update:

Es gibt Städte, die haben einen Fußballverein und ein Stadion. In Dortmund gibt es ein Fußballstadion und einen Verein und drumherum eine Stadt. So beschreibt Sky-Reporter Kai Dittmann die Bedeutung von Borussia Dortmund für die Stadt. Der Schockwelle nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus des BVB am 11. April 2017 breitete sich jedoch noch viel weiter aus, wie der Sky-Dokumentarfilm „Der Anschlag – Angriff auf den BVB“ zeigt.

Weit über die Grenzen von Deutschland hinaus ging dieser Anschlag kurz vor Beginn des Champions-League-Spiels gegen den AS Monaco durch die Nachrichten. Dabei zeigten die Ermittlungen der Polizei erst später, dass die drei Bomben mit den darin enthaltenen Bolzen an der Ausfahrt des Dortmunder Hotels l‘Arrivée nur deshalb nicht noch größeren Schaden am Bus und dessen Insassen angerichtet hatten, weil sie mehr verpufften als explodierten.

Für die Spieler waren es aber auch so traumatische Momente. So wie für Nuri Şahin. „Ich hab‘ gedacht, dass da gleich Leute in den Bus kommen und uns erschießen“, erzählt der Fußball-Profi. Nach den Explosionen herrschte Angst und Chaos im Bus. Ein Geschoss verletzte die Hand von Marc Bartra, er blutete stark.

Dass hier einer Gewalt anwendet, um mit fallenden Aktienkursen Geld zu machen ... ich weiß nicht, ob es das jemals gegeben hat, aber in dieser Form ist das besonders widerwärtig.

Thomas de Maizièr, damals Bundesinnenminister, über die Motive des Täters.

Eine Hälfte der Mannschaft schrie den Fahrer an „Fahr weiter“, die andere „Bleib stehen“. Niemand wusste, was noch passieren könnte. Auch nicht BVB-Boss Hans-Joachim Watzke im voll besetzten Stadion. „War das ein Einzelanschlag oder kommt da wie in Paris noch was?“, sorgte er sich auch um die Sicherheit der Fußball-Fans. „Wenn da was hochgeht und da sterben Leute, das ist ein Desaster“, ging dem Manager durch den Kopf.

Die anderthalbstündige TV-Dokumentation rekonstruiert in verschiedenen Zeitebenen zum einen den Ablauf der Ereignisse von den Vorbereitungen des Attentäters über die Explosion mit den bangen Stunden danach bis zum Urteil gegen den aus Russland stammenden Mann. Zum anderen lassen Markus Brauckmann als Autor des Films und Regisseur Christian Twente („Uli Hoeneß – Der Patriarch“) jene Menschen zu Wort kommen, die wie die BVB-Spieler Roman Weidenfeller und Julian Weigl oder die Verantwortlichen des Vereins, der Polizei oder die Reporter und Berichterstatter direkt dabei waren.

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Für die Spieler war der Anschlag der Schock ihres Lebens. Ein Trauma, dass sich nicht in 24 Stunden verarbeiten lässt. Am Tag nach den Explosionen fand das Viertelfinalspiel gegen den AC Monaco doch noch statt, der BVB verlor die Partie.

Da hinter dem Anschlag anfangs als Terrorakt des IS vermutet wurde, spielte auch die Politik eine Rolle. „Ich fand es richtig, dass gespielt wurde“, sagt der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière. „Ich fühlte mich nicht bereit, sah aber die Verpflichtung, dem Terror Einhalt zu gebieten. Wir wollten auch ein Stückweit Vorbilder sein“, spricht Roman Weidenfeller auch für seine Mannschaftskollegen.

Tatsächlich handelte der Bombenleger, bei dessen Ergreifung der Zufall und ein BVB-Fan aus Bad Ischl die entscheidende Rolle spielte, aus ganz anderen Motiven – die ebenso profan wie unvorstellbar waren. Gleichwohl macht die Dokumentation deutlich, wie angreifbar selbst etwas so Verbindendes sein kann wie der Sport.

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