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Dino-Metalband Heavysaurus

© Jens Vetter

Dinometal: Wie steinzeitlich sind eigentlich E-Gitarren?

Die Debatte um das Aussterben der E-Gitarre hält seit den Achtzigern an – jetzt mehren sich Hinweise, dass die Zeit in Wahrheit rückwärts läuft. Eine Glosse.

Eine Glosse von Thomas Wochnik

Es war einmal, in einem Land vor unserer Zeit..., da spielten Helden Stromgitarre mit der Zunge hinterm Rücken, sprühten Jugendliche ihre Silhouette an Großstadtwände, galt sie mindestens einer Generation als Symbol der Sprengung überalterter Prüderiekorsette. In den Achtzigerjahren sagten zukunftsgeneigte Musikologen das Aussterben der Stromgitarre voraus. Neue Musikstile und Ausdrucksformen schienen eher vom Synthesizer auszugehen. Fast hätte man meinen können, dass schon Saurier E-Gitarre gespielt hätten.

Ausgestorben ist sie zwar nicht. Zukunft findet man aber eher im Interfacedesign moderner Synthesizer als bei E-Gitarren. Die gilt vielen als längst ausentwickelt und perfektioniert. Wer es sich leisten kann, spielt eine Strat, Tele oder Les Paul aus den 50ern oder 60ern – they don’t make ‘em like they used to anymore, hört man Eigentümer sagen. Neuentwicklungen scheitern fast allesamt am Desinteresse der Musiker. Eine Ausnahme hat heute Geburtstag: E-Gitarren-Düsentrieb Yuri Landman, der etwa Sonic Youth mit spektakulären Konstrukten neue Klangdimensionen erschloss, wird am heutigen Tag 51. Glückwunsch!

Die Paläomusikologie, also jener Zweig der Musikwissenschaft, der sich mit der Entstehung von Musik überhaupt auseinandersetzt, kennt unter anderem das prähistorische Lithophon, eine Art Steinzeit-Xylophon. Die E-Gitarre ist ihr aber fremd. Bis jetzt! Will man sagen, wenn man auf die Metal-Kinderband Heavysaurus stößt – zum Beispiel auf dem Faltposter im aktuellen Szenemagazin „Metal Hammer“. Oder am 2. Februar beim Konzert in Huxleys Neue Welt.

Fünf Herren mittleren Alters, als Dinosaurier verkleidet, hämmern Songs über Kaugummikauen, Freundschaft und die Pommesgabel in ihre nicht ganz historisch korrekten Instrumente. Gegründet wurde das Projekt aus der Erkenntnis, dass manches Kind Metal mag, dabei aber selten kindertaugliche Texte hört. Heute lässt es sich auch anders herum denken: Rock-Eltern, die sich Sorgen um die musikalische Zukunft ihrer Kinder in einer E-Gitarren-freien Popmusik machen, können hier entscheidende Früherziehungsweichen stellen.

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