zum Hauptinhalt

Kultur: Die Wüste bebt

Wenn ein römischer Kaiser an einem ägyptischen Türsteher scheitert, weil er die Einladung zur eigenen Palasteinweihungsparty vergessen hat, ist das schon ein bisschen lustig. Allerdings auch ein bisschen spät: Die nette Szene läuft parallel zum Abspann - nach 108 oft weniger unterhaltsamen Minuten.

Wenn ein römischer Kaiser an einem ägyptischen Türsteher scheitert, weil er die Einladung zur eigenen Palasteinweihungsparty vergessen hat, ist das schon ein bisschen lustig. Allerdings auch ein bisschen spät: Die nette Szene läuft parallel zum Abspann - nach 108 oft weniger unterhaltsamen Minuten.

Mit dem kleinen Postludium von "Asterix & Obelix - Mission Cleopatra" ist schon vieles verraten: Der Palast, an dessen Bau sich die Aufregung sämtlicher Römer, Ägypter und Gallier entlädt, wird am Ende stehen. Und der anfangs so verzweifelte Architekt Numerobis verdankt den Erfolg nur dem Zaubertrank des Miraculix. Der wiederum scheint nur angereist, damit Regisseur und Film-Cäsar Alain Chabat dauernd Namenswitze auf seine Kosten einstreuen kann. Die Nudelfirma Kraft wird sich freuen.

Die ständigen Anspielungen auf Phänomene der Gegenwart scheinen das einzige zu sein, was Chabat bei der zweiten Asterix-Realverfilmung dem Verlust des hintersinnigen Humors der Comicvorlage entgegenzusetzen hat. Ein fauler Esel namens Cannabis: okay. Aber eine Streikführerin, die wie eine Mailbox spricht und Vodafonis heißt? Die hat nicht nur auf einer Baustelle in der ägyptischen Wüste echte Kommunikationsprobleme: Im Kinosaal lässt der Empfang erst recht zu wünschen übrig. Auch Lachimpulse brauchen ein stabiles Netz.

Wer allerdings gerne Bud-Spencer-Filme schaut, Textildesign studiert oder noch in die Grundschule geht, dem sei "Mission Cleopatra" nicht ganz ausgeredet. Anreize wären dann die hohe Römer-Trefferquote, die Roben der Cleopatra sowie die kindlichen Verliebtheitsanfälle von Christian Claviers Asterix. Außerdem stellt sich Jamel Debbouze als Numerobis wieder ähnlich sehenswert schusselig an wie in "Die fabelhafte Welt der Amélie", wo er den zartfühlenden Chicorée-Verkäufer spielte. Und dass Gérard Depardieu einen fast originalgetreuen Obelix abgibt, war schon 1999 in "Asterix & Obelix gegen Cäsar" nicht zu übersehen. Trotz alledem: Ein Comic ist ein Comic, wird manchmal zum Zeichentrickfilm - aber selten zu einem guten Spielfilm.

Brigitte Böttcher

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false