zum Hauptinhalt
Die „Galaries Lafayette“ in der Friedrichstraße.

© dpa/Sebastian Gollnow

Debatte um das ZLB im Lafayette: Kaufen, nicht mieten

Die Idee, die Zentrale Landesbibliothek im Kaufhaus Lafayette unterzubringen, ist grandios. Aber nun muss das Abgeordnetenhaus auch springen – und zwar schnell. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Nikolaus Bernau


Es könnte der Clou sein, die Lösung eines Jahrhundertproblems: Die Zentral- und Landesbibliothek kommt in den Bau des Kaufhauses Lafayette an der Friedrichstraße und angrenzende Häuser, die bisher dem gleichen Eigentümer, der Immobilienfirma Tishman Speyer gehören.

Die ZLB hätte endlich genug Platz für ihre Nutzer; sie wäre genau da, wo eine solche der Breitenbildung und Breitenkultur gewidmete Öffentliche Bibliothek sein muss: Mitten drin, an gleich zwei Hauptlinien des U-Bahnverkehrs, nahe der wichtigsten Strecke der S-Bahn.

Es würde ein energie- und materialverschwendender Riesenneubau am Blücherplatz gespart; der von Jean Nouvel entworfene Glaspalast hätte eine dauerhafte Nutzung; das Projekt könnte in wenigen Jahre realisiert sein, weil die Galeries Lafayette 2024 schließen – und so lange braucht man eh für die Umbauplanung.

Dagegen zählen die Negativpunkte wenig: Die riesigen Depots müssten am Westhafen verbleiben und belasten damit weiter die Betriebsetats; es gibt bisher kein Konzept für die Nachnutzung vor allem der herrlichen Amerika-Gedenkbibliothek. Dennoch: In der ZLB verspürt man seit gestern Euphorie. Immer kombiniert mit einem „… wenn nur nicht die Politiker …“.

Schande der Bildungspolitik

Das Misstrauen ist zu Recht groß. Seit fast einem halben Jahrhundert ist das Projekt ZLB die Schande der Berliner Bildungs- und Kulturpolitik aller Parteien. Ungezählt oft wurden hier feste Versprechen gebrochen, detaillierte Pläne versenkt, herrschte kleingeistiger Parteienstreit statt Zukunftsmut.

Auch jetzt hängt alles wieder an einem Abgeordnetenhaus, das nicht zuckte, als die neue Regierung das von allen Parteien offiziell befürwortete ZLB-Neubauprojekt am Blücherplatz im neuen Etat nicht einmal erwähnte. Genau dieses Abgeordnetenhaus aber muss jetzt springen, viel Geld freigeben, und zwar schnell, sonst ist auch diese so grandios erscheinende Chance vertan.

Es macht nämlich keinen Sinn, diesen Bau nur anzumieten. Bibliotheken können ihrer schieren Masse wegen nicht alle zwanzig Jahre umziehen. Nein, hier sollte, muss gekauft werden. Das wird sicher teuer. Aber es wäre allem Überblick nach ein lohnendes Investment in die Zukunft Berlins.

Vielleicht hilft dies Argument: Mit ihren 10.000 Nutzern am Tag könnte diese neue ZLB der dümpelnden Friedrichstraße zu jenem Leben verhelfen, das sie braucht, um indirekt dem Staat dringend benötigte Gewerbesteuern einzubringen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false