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Das ehemalige Generalshotel steht am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER).

© picture alliance/dpa/Patrick Pleul

DDR-Bauerbe in Gefahr: Stoppt den Abriss des Generalshotels

Der Bau am Rand des Flughafens Schönefeld soll weg. Nikolaus Bernau sieht darin einen Fall des deutschen Durchsetzen-um-des-Durchsetzens willen.

Ein Kommentar von Nikolaus Bernau

Am relativen Rand des Flughafengeländes in Schönefeld steht ein Gebäude, von dem die Brandenburgischen Denkmalpfleger sagen, es sei schlichtweg einmalig in seinem Erhaltungszustand, in seiner historischen Bedeutung, seiner künstlerischen Ausstattung. Wem, wenn nicht ihnen, wollte man glauben?

Bis 2011 wurde ihnen auch vertraut – dann änderte eine veränderte Großplanung alles. Seithersteht das einstige „Generalshotel“, gebaut 1947 für die Offiziere der Roten Armee, über Jahrzehnte als nobles Empfangsgebäude für DDR-Politiker und ihre Gäste genutzt, dann von der Bundesrepublik übernommen und immerhin noch für brauchbar genug gehalten, um hier Asylverfahren zu verwalten, auf der Abrissliste. Die Container sind aufgefahren. Und alle, wirklich alle fachlich Interessierten rufen: Stoppt diesen Abriss.

Aber die Zuständigen, die Bundeministerien für Finanzen, Verteidigung und Bauen, der Senat von Berlin und die brandenburgische Landesregierung sowie die Liegenschaftsgesellschaft des Bundes: Sie schweigen. Und lassen die Bagger anrücken. Dabei ist das Gebäude intakt, es steht auch nicht irgendwo im Off, so dass es unerreichbar ist.

Es ist das Dauer-Desaster bundesrepublikanischer Baupolitik: Es wird gehandelt, weil irgendwann einmal beschlossen wurde, dass gehandelt werden soll. Das gilt für Neubauten wie die unsinnigen, klimaschädlichen und superteuren Projekte Kanzleramtserweiterung oder Museum der Moderne auf dem Kulturforum, den tief in den Denkmalbestand eingreifende Umbau des Pergamonmuseums, oder eben Abrisse wie der des „Generalshotels“. Sobald der Etat beschlossen ist, stellen Verwaltung und Politik ihre ja durchaus vorhandene Kreativität ein, verweigern jedes neue Nachdenken.

Neu nachgedacht werden muss aber angesichts der immer dramatischer sichtbar werdenden Folgen des Klimawandels – zu dem Abrisse und Neubauten erheblich beitragen: 54 Prozent des Pro-Kopf-Mülls pro Person in Deutschland ist Baumüll! Das ignorieren Verwaltungen, Politiker und ihre Wähler fahrlässig – erinnert sei an die ja durchaus erfolgreiche Giffey-Parole vom „Bauen Bauen Bauen“.

Unsere Baukultur aber ist eben bisher auch eine Abriss- und Verschwendungskultur. Abrisse sollten deswegen längst gesetzlich zur absoluten Ausnahme erklärt sein. Aber wie kann eine solche längst notwendige Regel gegen Traditionen, Bequemlichkeit, Verwaltungen, Wähler, Bauindustrie etc. pp. durchgesetzt werden, wenn die Politik selbst bei einem so herausragenden und letztlich winzigen Bauwerk wie dem Generalshotel versagt? Stoppt diesen Abriss.

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