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Is this the road to Amarillo? Eine Seite aus dem besprochenen Band.

© Carlsen

Juan Díaz Canales' "Blacksad": On the road

Mit "Amarillo" erschien jetzt der fünfte Band der Serie "Blacksad". Es geht wieder viel um Musik, doch ihren Rhythmus findet die Geschichte erst spät.

Unverschämt gut sieht sie aus, die Welt von John Blacksad. Und er selbst ist auch ein ziemlicher Blickfang: Ein schwarzer Panther im schnieken Anzug, das macht schon was her. Nach dreieinhalb Jahren ist mit „Amarillo“ bei Carlsen jetzt das fünfte Album der international erfolgreichen Krimi-Serie „Blacksad“ auf Deutsch erschienen. Und wie üblich kann man sich an den Bildern aus dieser von vermenschlichten Tieren bevölkerten Welt, die Szenarist Juan Díaz Canales und Zeichner Juanjo Guarnido geschaffen haben, kaum sattsehen. Mit ihren Antihelden, Schönheiten, Fieslingen, Verrückten, Feiglingen und Pechvögeln ist sie ein stimmungsvolles Zerrbild des amerikanischen 20. Jahrhunderts, wobei so manches Genre- oder Gesellschafts-Klischee am Ende wenigstens mit einer gelungenen Entwicklung oder Wendung wettgemacht wird.

Eine Milieustudie mit Musik

Wie im Vorgängerband spielt Musik erneut eine große Rolle, und diesmal kommen noch die Ikonen der Beat-Literatur hinzu, um die Vorlieben des spanischen Künstlerduos aus mehr als einem Medium zu verarbeiten. Allerdings führt die dem Krimi keineswegs unvertraute Milieustudie dazu, dass der Fokus der zunächst zweigeteilten Handlung immer wieder etwas zu weit von Blacksad fortwandert, obwohl der Leser im Verlauf der Story erstmals Johns Schwester und Neffen kennenlernt. Doch erst mit Erreichen eines Wanderzirkus und der zweiten Hälfte dieses Krimi-Roadmovies durch die Vereinigten Staaten findet die Geschichte ihren Rhythmus und ihren Drive. Ab diesem dramaturgischen Wendepunkt weiß sie dann bis zur letzten Seite zu überzeugen.

An die erste Episode kommt der aktuelle Band nicht heran

Fans der Serie, die Blacksad schon etwas länger begleiten, wird das nicht großartig überraschen. Denn an den ersten Band aus dem Jahr 2000 – eine kerzengerade und geradezu brutal klassische, nichtsdestotrotz ausgezeichnete Hardboiled-Rachegeschichte aus der Großstadt – sind Canales und Guarnido in all den Jahren leider nie mehr richtig herangekommen, und daran ändert sich auch mit dieser fünften Episode nichts. Trotzdem ist der neue „Blacksad“ unter dem Strich eine lohnende Lektüre, auf die sich das Warten gelohnt hat. Zumindest in seinen starken Passagen glänzt „Amarillo“, selbst wenn auf diesen stimmungsvollen Highlights stets das Gewicht der nicht ganz so famosen Szenen lastet. Blacksad wäre aber nicht er selbst und erst recht kein mit allen Wassern gewaschener Krimi-Held, wenn er das nicht schultern könnte.

Hoch auf dem gelben Wagen. Auch "Amarillo" ist ein stimmungsvolles Zerrbild des amerikanischen 20. Jahrhunderts.
Hoch auf dem gelben Wagen. Auch "Amarillo" ist ein stimmungsvolles Zerrbild des amerikanischen 20. Jahrhunderts.

© Carlsen

Juan Díaz Canales und Zeichner Juanjo Guarnido: "Blacksad - Amarillo", Carlsen, 65 Seiten, 16 Euro

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