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Hulk

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Comic-Verfilmung: Keiner wütet schöner

Der jüngste Versuch, das grüne Monster auf die Leinwand zu bringen, spaltete die Comic-Fangemeinde. Ab dem 26. November kann man sich sein eigenes Bild machen, "Der Unglaubliche Hulk" kommt auf DVD heraus

Seit der Wissenschaftler Bruce Banner eine Überdosis Gamma-Strahlung abbekommen hat, wird er bei Stress zum grünen Riesenmonster und macht alles kaputt. Damit wird er für seine Mitmenschen unerträglich und für das US-Militär äußerst interessant - sie wollen seine übermenschlichen Kräfte für den Soldaten der Zukunft nutzen. So muss der Wüterich wider Willen ins ferne Südamerika flüchten.

Louis Leterriers "Der unglaubliche Hulk" beginnt dort, wo Ang Lees "Hulk" im Jahr 2003 aufhörte. Bruce sitzt im Exil und möchte um keinen Preis gefunden werden. Er hat eine bescheidene Backstein-Bude in einer Favela von Rio bezogen, füttert seinen Hund, lernt brasilianisches Portugiesisch, arbeitet am Fließband einer Limonadenfabrik und versucht nebenbei, seine Ausflipp-Neigung mit Entspannungstraining in den Griff zu bekommen. Am Handgelenk trägt er einen Pulsmesser, der ihm signalisiert, wenn die Herzfrequenz in kritische Gefilde vorstößt. Jenseits der 200er-Marke würden bei Banner die üblichen Hulk-Phänomene einsetzen: grüne Pupillen, grüne Muskelberge, abnormales Körperwachstum und der gefürchtete Tobsuchtsanfall, der ihn Trucks wie Bobby-Cars durch die Gegend schleudern lässt.

Trotz seiner Neigung zur Raserei scheint der Exilant auf einem guten Weg: Kleinen Konflikten am Arbeitsplatz geht er mit wachsender Routine aus dem Weg. Bis er sich eines Tages in den Finger schneidet und der verseuchte Blutstropfen über die Limonaden-Abfüllstation in die USA gelangt. Das wachsame Militär bekommt schnell Wind davon und macht die Quelle des Hulk-Bluts ausfindig. Banners Widersacher, der General Thaddeus "Thunderbolt" Ross (William Hurt), schickt ein Rollkommando in die Favela. Und so beginnt der Stress.

Scheues Kaninchen

Arthouse-Regisseur Ang Lee wurde seinerzeit vorgeworfen, sein Hulk biete viel zu wenig Action. Tatsächlich gelang es Lee nicht, die Zerrissenheit des Helden zu betonen und gleichzeitig das nötige Effekte-Spektakel abzubrennen. Louis Leterrier ("The Transporter") kann man diesen Vorwurf nicht machen. Die Action-Sequenzen in "Der unglaubliche Hulk" sind gut verteilt und steigern sich hin zum großen Finale in Manhattans Straßenschluchten. Mit Edward Norton hat sich Leterrier zudem einen würdigen neuen Hauptdarsteller geangelt - 2003 spielte die Rolle Eric Bana. Norton, Vorzeige-Psycho aus "The Fight Club", sieht man den Kampf mit dem inneren Monster durch und durch an: Ausgemergelt, Ringe unter den Augen und verhuscht wie ein scheues Kaninchen stiehlt er sich durch die feindlich gesinnte Umwelt.

Mit Tim Roth ("Pulp Fiction) bekommt Norton denn auch einen würdigen Counterpart. Roth spielt den kriegsgeilen Marine Emil Blonsky, der sich von General Ross bereitwillig zur überzüchteten Kampfmaschine hochspritzen lässt, die den Hulk zur Strecke bringen soll. Ein Totalausfall hingegen ist Liv Tyler in der Rolle der Generalstochter und früheren Bruce-Freundin Betty Ross. Tyler agiert mit einer betulichen Untalentiertheit, die manch anspruchsvolleren Casting-Verantwortlichen wahrscheinlich zum Hulk werden ließe.

"King Kong" in Grün

Dass "Der unglaubliche Hulk" letztendlich nicht mehr als eine durchschnittliche Comic-Verfilmung geworden ist, liegt vor allem an dem wenig einfallsreichen Drehbuch. Natürlich kehrt Bruce in die USA zurück, nachdem er seinen Häschern in der Favela entkommen ist. Und natürlich kommt er bei dem Versuch, ein Gegengift für seine Tobsucht zu organisieren, wieder mit seiner Ex-Freundin Betty zusammen. Die nun folgende gemeinsame Flucht strotzt vor Klischees und wird nur selten vom bitter nötigen Humor durchbrochen. Etwa, wenn Bruce die lilafarbene Stretch-Hose ablehnt, die Betty ihm gekauft hat. Oder wenn die beiden in New York ein Taxi nehmen, weil es weniger Stress verspricht als die U-Bahn, und dann an einen um so rücksichtsloseren Fahrer geraten. Statt durchgängiger Ironie wie zuletzt bei "Iron Man" dominiert in "Der unglaubliche Hulk" aber das Stereotyp. In einer Szene suchen Hulk und Betty unter einem Felsvorsprung Zuflucht vor einem Gewitter. Hulk hat offensichtlich Angst vor Blitz und Donner und droht erneut auszuflippen. Wie Betty ihn dann höchst einfühlsam beruhigt, ist eigentlich nicht viel mehr als "King Kong" in Grün.

Eine wirklich starke Szene ist den Drehbuchautoren allerdings gegen Ende des Films geglückt. Bruce und Betty fliegen mit dem Hubschrauber nach New York. Dort soll Bruce als Hulk dem irren Blonsky Paroli bieten, der sich inzwischen zum gräulichen Ungetüm "The Abomination" ausgewachsen hat und die Stadt in Schutt und Asche legt. Bruce muss jetzt unbedingt Hulk werden - und das, obwohl er gerade eine Gegengift-Kur hinter sich hat. Selbstlos stürzt er sich aus dem Hubschrauber in die Tiefe: Nur wenn die Kur misslungen ist, wird er beim Aufprall zu Hulk, ansonsten wird er sterben. Der Ausgang dieser Szene ist völlig vorhersehbar - und doch packt sie den Zuschauer tief in der Magengrube. Warum nicht häufiger so? Fazit: Solide Superhelden-Kost mit ein paar netten Ideen und zwei guten Hauptdarstellern.

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