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 "Bergell, Malojapass (Schweiz)", 2015

© Ute Schendel

Ausstellungen zum Ausspannen: Berg und Bauch

Mitten in der Weihnachtszeit zeigen die Galerie Gilla Lörcher und Wntrp zwei Austellungen, in denen die Ruhe auf den Betrachter abfärbt.

Eine Woche vor Heiligabend kollabieren die Paketdienste. Wer analog kauft, hastet durch volle Straßen und überfüllte Warenhäuser. Wer braucht da Kunst?

Eigentlich jeder, der etwas Abstand zum vorweihnachtlichen Irrsinn sucht. In der Galerie Gilla Lörcher (Pohlstraße 73, bis 21. Dezember) reagiert man auf dieses Bedürfnis beispielhaft – mit einem einzigen Bild, das nun knapp eine Woche lang in den Räumen hängt. Die „One-single-artwork-show #7“ widmet sich der monumentalen Fotografie "Bergell, Malojapass" von Ute Schendel. Schweizer Bergmassiv, schwarz-weiß und mit einem Lichteinfall wie auf einem barocken Gottesbild. „Landschaft als Projektionsraum“ steht als Leitmotiv über der konzentrierten Schau. Wie wahr: Man könnte Stunden vor der gestaffelten Landschaft sitzen, sich in die Details einer mächtigen, ruhevollen Landschaft versenken. Und stellt dann fest, dass unten rechts eine Stromtrasse verläuft. Schon hat einen die verflixte Zivilisation zurück – und auch das ist von Schendel gewollt, die einander widersprechende Botschaften geschickt in ihren Bildern komponiert.

Anna K.E. erkundet Hotelzimmer mit ihrem Körper

Eine andere Form der Reduktion wählen Anna K.E. und Florian Meisenberg in ihren Videoarbeiten "Late Checkout (West Berlin)", die in der Galerie Wntrp (Potsdamer Straße 91, bis 22. Dezember) zu sehen sind. Darin erkundet die Künstlerin in slow motion diverse Hotelzimmer mit dem eigenen Körper. Alle gehören sie jener Generation von anonymer Architektur an, die mit viel Glas und Stahl für Transparenz sorgt, während im Innern die immer gleichen Möbel einen globalen Stil vortäuschen, der für Schlichtheit und Eleganz stehen soll. Dagegen setzt Anna K.E. ihre leibliche Präsenz, schmiegt sich ebenso ans Metall wie in den Stoff der Betten. Meisenberg filmt sie während ihrer Performances und schickt die Bilder unmittelbar auf ein Smartphone, das die Künstlerin permanent in ihren Händen hält. So sieht sie das eigene mediale Bild und korrigiert es ständig. Late Checkout ist eine wunderbare Zustandsbeschreibung. Den Wunsch nach Körperlichkeit und sinnlicher Empfindung kontrastiert die digitale Dauerwahrnehmung. Hier regieren die Oberflächen – und Anna K.E. ist ihre Königin im bunten, elastischen Anzug, der wiederum an ein abstraktes Bild erinnert. Auch hier passiert so wenig, doch das wenige genügt, um immer tiefer abzutauchen. Hektik, was ist das?

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