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Die Philharmoniker unter ihrem langjährigen Chefdirigenten Simon Rattle (hier beim Konzert in der Waldbühne) betreiben Imagepflege für Deutschland.

© Wolfgang Kumm/dpa

Zuschuss aus dem Hauptstadtfinanzierungsvertrag: Am Ende bleibt für die Berliner Philharmoniker weniger als gedacht

Der Bund beteiligt sich ab nächstem Jahr mit 7,5 Millionen Euro an den Berliner Philharmonikern. Klingt erstmal gut. Aber nicht alles davon wird am Ende auch ankommen.

Der Bund beteiligt sich ab 2018 über den Hauptstadtfinanzierungsvertrag mit 7,5 Millionen Euro an den staatlichen Zuwendungen für die Berliner Philharmoniker. Das klingt erst einmal gut. Zumal Kulturstaatsministerin Monika Grütters betont, dass die Exzellenz dieser Institution das Image der Bundesrepublik als Ganzes veredelt: „Was hier kulturell gelingt, wird dem ganzen Land gutgeschrieben.“

Und doch kommt vom Geldsegen in der Praxis bei den Beschenkten gar nicht so viel an. Weil im Gegenzug nämlich etwa jene 1,7 Millionen Euro wegfallen, die das Orchester bislang aus Mitteln der Lottostiftung erhalten hat. Außerdem senkt Berlin seinen Zuschuss um 3,7 Millionen Euro. 2017 bekamen die Philharmoniker 14 Millionen Euro vom Senat überwiesen. Ab 2018 werden es nur noch 10,3 Millionen Euro sein. Mit anderen Worten: Der Etat des Orchesters erhöht sich lediglich um 2,15 Millionen Euro.

Klaffende Finanzlöcher

Und diese zusätzlichen Mittel, betont das Orchester auf Nachfrage des Tagesspiegels, werden „akut dafür verwendet, Dinge, die in den letzten Jahren auf Grund defizitärer Haushalte zurückgestellt werden mussten, in die Hand zu nehmen“. Also klaffende Finanzlöcher zu stopfen, „vor allem in den Bereichen Ton-, Licht- und Gebäudetechnik“, so die Philharmoniker. Außerdem müsse die Stiftung „im Moment noch alle Tarifsteigerungen selbst tragen: Auch dafür wird Geld benötigt“.

Es gibt allerdings auch Ideen für die Zukunft: Sobald die internen Etat-Dellen ausgebügelt sind, soll das Bundesgeld dazu dienen, „Reisen und Projekte zu ermöglichen, die bisher nicht durchführbar waren“. Dabei geht es vor allem um Gastspiele in Ländern, in denen die Tickets nicht so teuer verkauft werden können, dass sich die Reise rechnet. 2012 mussten aus diesem Grund beispielsweise Auftritte in Südafrika abgesagt werden, obwohl gerade diese Tournee den Musikerinnen und Musikern besonders am Herzen lag. Auch nach Südamerika würden die Philharmonikern gerne mal wieder fahren. Und auch mehr Präsenz zeigen in Osteuropa.

Geld für die Karajan-Akademie

Von keinerlei Gegenrechnungen betroffen ist die halbe Million Euro, die der Bund künftig an die Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker überweist. Das 1972 vom legendären Chefdirigenten gegründete Nachwuchsprogramm wurde bislang ausschließlich über Spenden und Mäzene finanziert. Was sich in Zeiten der Nullzinspolitik aber zunehmend als schwierig und zeitaufwendig erwies. Mit dem Bundesgeld kann der philharmonische Kontrabassist Peter Riegelbauer, der die Akademie seit 2015 als Geschäftsführer leitet, sich jetzt wieder voll auf die künstlerische Arbeit konzentrieren. Denn die ist höchst erfolgreich: Fast ein Drittel der Mitglieder der Berliner Philharmoniker sind mittlerweile ehemalige Stipendiaten der Akademie.

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