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Die "Zauberflöte" der Deutschen Oper in der Waldbühne

© Deutsche Oper

Die "Zauberflöte" in der Waldbühne: Alle lieben Mozart, auch Petrus

Am Ende wurde doch noch alles gut und groß: Die sehenswerte Aufführung von Mozarts "Zauberflöte" durch die Deutsche Oper und ihr Orchester in der Waldbühne

Die Vorzeichen für diese „Zauberflöte“ in der Waldbühne waren nicht die besten. Von einer Regenwahrscheinlichkeit um 80 Prozent war in Wettervorhersagen die Rede, Waldbühnenbetreiber CTS-Eventim hatte das traditionelle Picknick zum Klassikvergnügen am liebsten untersagen wollen, und es ging auch die Angst um, dass die S-Bahn mal wieder an ihre Kapazitätsgrenze gelangen würde. Doch an diesem Abend wendet sich alles zum Guten. Petrus schickt nur leichte Windböen über die Ränge, Familien leeren Fresskörbe in Kleinwagengröße, und die S-Bahnen sind hin- und rückzugs zwar voll, aber es ist erträglich.
Überhaupt ist das Publikum wieder herrlich durchmischt, von Großfamilien über die Musikliebhaber im Zwirn und mit Opernglas bis hin zu jungen, in Wolldecken gehüllten Pärchen. Und vor allem: Kinder. Vergessen ist die Angst vorm Aussterben des Opernpublikums.

Tatsächlich kommen alle auf ihre Kosten. Gerlinde Pelkowski inszeniert Mozarts Werk dem Ort entsprechend monumental und schickt Personal in Massen auf die Bühne, die Thomas Gabriel ihr ziemlich schlicht mit einem Baum, einer Bank und drei kleinen Pyramiden mit den Aufschriften „Weisheit“, „Natur“ und „Vernunft“ gestaltet hat. Die Regisseurin verzichtet zum Glück nicht auf die kleinen, intimeren Momente. Papageno etwa lässt im Publikum die Weinflasche kreisen und steht auch für Selfies zur Verfügung. Simon Pauly ist der perfekte Papageno-Interpret, stimmlich kräftig und geschmeidig und mit Entertainer-Qualitäten.

Das Orchester der Deutschen Oper ist forsch unterwegs

Überhaupt kann sich die Besetzung sehen lassen. Die erst 1987 geborene Hila Fahima beeindruckt als Königin der Nacht. Sicher ist sie bei „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ zwischen sanft und zornig-laut unterwegs, auch die Spitzen erreicht sie mühelos. Yosep Kang gibt den Tamino sehr stimmgewaltig, sein dramatischer Tenor verleiht den Kompositionen Mozarts bisweilen einen leichten Wagner-Anstrich. Mit Elena Tsallagova steht ihm eine gesanglich ebenbürtige Pamina zur Seite, die im emotionalen Ausdruck aber etwas grau bleibt, und auch Ante Jerkunica singt den Sarastro etwas zurückhaltend. Hervorragend die drei Solisten aus dem Knabenchor der Dortmunder Chorakademie und Clemens Bieber und Andrew Harris als Erster und Zweiter Geharnischter.

Der Chor der Deutschen Oper ist von seinem Direktor William Spaulding hervorragend auf diesen Abend vorbereitet worden, die lauten und kräftigen Momente beherrscht er ebenso wie die leisen und samtigen. Das Orchester der Deutschen Oper ist meist forsch unterwegs; Generalmusikdirektor Donald Runnicles treibt es in Sachen Klangdichte und Lautstärke weit nach oben. Zu Beginn ist das auch bitter nötig, alles kommt nur halbherzig aus den Lautsprechern, die Streicher klingen stumpf, bei den Holzbläsern knackt es. Nach einigen Korrekturen am Mischpult ist davon zum Glück nichts mehr zu merken, auch beim klangstarken Finale nicht. Noch einmal offene Münder bei Kindern wie Erwachsenen, zu den letzten Takten schießen Flammen in die Höhe, das riesige Ensemble steht versammelt auf der Bühne. Ganz großes Theater.

Moritz Eckert

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