zum Hauptinhalt
Mit Serien wie „Königin Charlotte“ spricht Netflix den Zeitgeist an.

© LIAM DANIEL/NETFLIX

Account-Sharing bei Netflix: Warum der Streamingdienst das Geld braucht

Die zusätzlichen Einnahmen braucht Netflix vor allem für weitere Originals. In diesem Punkt haben die Konkurrenten gefährlich aufgeholt.

Ein Kommentar von Kurt Sagatz

Als der Streamingdienst Netflix in Kanada anfing, gegen das weit verbreitete Teilen des Zugangs unter Freunden und Verwandten vorzugehen, reagierten viele Nutzer auf erwartbare Weise: Sie wandten sich von Netflix ab. Zunächst jedenfalls. Inzwischen soll die Delle ausgeglichen sein. Im besten Wirtschaftssprech erklärte Netflix-Co-Chef Gregory Peters kürzlich: „Wir sind jetzt in einer positiven Mitglieder- und Umsatzposition im Vergleich zu vor dem Rollout“.

Dieser Rollout kommt nun weltweit auf die Nutzer zu. Auch deutsche Abonnenten müssen mit Post von ihrem Video-on-Demand-Anbieter rechnen, wenn Netflix feststellt, dass sich die Abspielgeräte der einzelnen Profile nicht nur während des Urlaubs oder bei einer Dienstreise, sondern permanent außerhalb des eigenen Haushalts befinden. Dazu braucht es künftig ein eigenes Voll-Abo oder eine Zusatzmitgliedschaft für rund fünf Euro.

Mehr Geld für Oscars und Emmys?

Die wirtschaftliche Notwendigkeit dieses Vorgehens liegt auf der Hand. Die kostenlose Mitnutzung durch das Account-Sharing hat Netflix nach einer Branchenschätzung jährlich 2,3 Milliarden Dollar gekostet. Das sind immerhin über sieben Prozent der Einnahmen, die das Unternehmen im vergangenen Jahr erzielt hat. Angesichts immer neuer Konkurrenten wird es ohne diese Mittel zunehmend schwieriger, den Katalog mit über 2500 Serien und fast 7000 Filmen zu finanzieren. Ganz abgesehen von Prestigeobjekten wie der Neuauflage von „Im Westen nichts Neues“, die mit vier Oscars ausgezeichnet wurde. Und auch bei den Emmys gehören Netflix-Originals regelmäßig zu den Favoriten und Preisträgern.

Netflix hat die Konkurrenz auf Abstand gehalten

Hat Netflix eine alternativlose Entscheidung zu lange hinausgezögert? Hätte das von Reed Hastings gegründete Unternehmen nicht schon viel früher gegen die Kostenlosmentaliltät vorgehen müssen? Wohl nicht. Als Branchenprimus musste Netflix zunächst die Marktführerschaft sichern und sich gegen neue Wettbewerber behaupten, die mit niedrigeren Preisen punkten wollten. Auch mit Blick auf die werbefinanzierten Angebote ist sich Netflix zumindest insoweit treu geblieben, als es kein komplett kostenfreies Abo gibt, anders als beim Konkurrenten Amazon Prime.

Am Ende entscheiden werden jedoch nicht die fünf Euro für eine Zusatzmitgliedschaft, die zudem noch vom bisherigen Hauptnutzer gesponsert werden müssen. Zum Beispiel, wenn die Kinder ausziehen und den Netflix-Zugang mitnehmen. Weiterhin erfolgreich kann Netflix nur mit ständig neuen attraktiven Exklusivtiteln mit originellen inhaltlichen Ansätzen bleiben. Und da scheint der Streamingdienst zumindest im Moment etwas zu schwächeln.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false