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Hamburger Bahnhof: Abzug der Sammlung Marx abgewendet

Nach Auskunft von Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, steht ein Abzug der Sammlung Marx aus dem Hamburger Bahnhof nicht zur Debatte. In nächster Nähe könnte demnächst eine neue Kunsthalle errichtet werden.

Berlin - Ein Abzug der renommierten Kunstsammlung Marx aus dem Hamburger Bahnhof in Berlin scheint vorerst abgewendet. Das wurde aus entsprechenden Äußerungen von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und dem Kulturbesitz-Präsidenten, Klaus-Dieter Lehmann, deutlich. Der Sammler Erich Marx hatte am selben Tag in einem Interview mit dem Tagesspiegel mit diesem Schritt gedroht.

Marx sieht nach dem Bericht seine Sammlung mit Werken von Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Joseph Beuys, Anselm Kiefer und Robert Rauschenberg vernachlässigt. Er hatte sie 1995 der Dependance der Neuen Nationalgalerie als Dauerleihgabe übergeben. Erst am Sonntag hatte sein Kurator Heiner Bastian aus Protest gegen die "Vernachlässigung zeitgenössischer Kunst" im Hamburger Bahnhof seinen Rücktritt erklärt. Marx führte am Dienstag mit Vertretern der Staatlichen Museen ein Gespräch über seine Sammlung und wollte sich darüber zunächst nicht öffentlich äußern.

Lehmann: "Von einem Abzug keine Rede"

Lehmann sagte dazu in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", bei dem Gespräch sei "von einem Abzug keine Rede" gewesen. Marx habe "im Gegenteil sein Interesse an einer Fortsetzung signalisiert". Allerdings räumte Lehmann auch Versäumnisse im Umgang mit der zeitgenössischen Kunst in den Staatlichen Museen in Berlin ein. Er plädierte für eine entsprechende Kunsthalle, die hinter dem Hamburger Bahnhof errichtet werden sollte.

Kulturstaatsminister Neumann sieht zwar "keinen akuten Handlungsbedarf auf Bundesebene", will aber das Thema der Förderung zeitgenössischer Kunst auf die Tagesordnung der nächsten Stiftungsratssitzung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Juni setzen. Neumann ist Stiftungsratsvorsitzender der vom Bund und den Ländern getragenen Stiftung mit der Museumsinsel und insgesamt 17 Museen.

Schmitz will temporäre Kulturhalle auf dem Schlossplatz

Berlin wird bis spätestens 2011 eine Kunsthalle für zeitgenössische Kunst erhalten. Das kündigte Kulturstaatssekretär André Schmitz als Reaktion auf die Auseinandersetzung um die Sammlung Marx im Hamburger Bahnhof an. Der Plan werde vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterstützt, sagte Schmitz. Er gehe davon aus, dass zunächst eine von privater Seite geplante temporäre Kunsthalle nach dem Abriss des Palastes der Republik ab 2009 für etwa ein bis eineinhalb Jahre auf dem Schlossplatz bis zum Bau des Humboldt-Forums - mit der historischen Fassade des Stadtschlosses - stehen könne.

Danach werde die vom Land Berlin geplante Kunsthalle gebaut, für die drei mögliche Standorte in zentraler Lage in Aussicht seien, unter anderem direkt hinter dem Hamburger Bahnhof an der Spree. Berlin werde "alles tun, um die Sammlung Marx im Hamburger Bahnhof zu halten", betonte Schmitz. Der jetzige Streit verweise auf "ein ureigenes Berliner Problem", nämlich der fehlenden Kunsthalle für zeitgenössische Kunst. Bastians Vorwürfe gegen den Hamburger Bahnhof seien aber ungerecht.

Bastian beklagt "unendliches Defizit"

Unterdessen hat Bastian seine Kritik an der Ausstellungspolitik der Staatlichen Museen in Berlin bekräftigt. "Mir geht es um die Kunst der Gegenwart in den beiden großen Museen, der Neuen Nationalgalerie und dem Hamburger Bahnhof, hier gibt es ein unendliches Defizit", sagte Bastian. "Mindestens zehn oder zwölf Berliner Privat-Galerien haben auf diesem Gebiet längst Weltniveau erreicht und operieren mit Künstlern, die in aller Welt ausgestellt werden", betonte Bastian. Die Berliner CDU forderte einen Runden Tisch zu "Berlins Umgang mit der Gegenwartskunst". (tso/dpa)

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