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Israels Premier Benjamin Netanjahu bei einem Truppenbesuch im nördlichen Gazastreifen.

© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/Avi Ohayon/Israel Gpo

Versehentliche Geisel-Tötung in Gaza: Soldaten schätzten Hilferufe falsch ein

Die israelischen Soldaten glaubten an ein Täuschungsmanöver der Hamas, als sie versehentlich drei Geiseln töteten. Dies legt ein Bericht nahe.

Bei der versehentlichen Tötung von drei Geiseln im Gazastreifen Mitte Dezember haben israelische Soldaten einer Untersuchung der Armee zufolge Hilferufe falsch eingeschätzt.

Der am Donnerstag vorgestellte Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Soldaten bei ihrem Einsatz im Gazastreifen am 15. Dezember auf die Geiseln schossen, nachdem sie diese fälschlicherweise für eine Bedrohung gehalten hatten.

Soldaten glaubten an Täuschungsversuch

Dem Bericht zufolge gingen die Soldaten davon aus, dass das Gebäude in der Stadt Gaza, aus dem die Geiseln kamen, mit Sprengstoff ausgelegt war. Bereits wenige Tage zuvor, am 10. Dezember, hatten die Soldaten demnach aus demselben Gebäude auf Hebräisch den Ruf „Geiseln“ gehört. Dies sei von den Soldaten jedoch als „Täuschungsversuch“ der Hamas interpretiert worden, hieß es in dem Bericht.

Bei ihrem Einsatz am 15. Dezember töteten die Soldaten den Angaben zufolge dann zunächst fünf Hamas-Kämpfer, die versuchten aus dem Gebäude zu fliehen. Die drei Geiseln flohen der Untersuchung nach wahrscheinlich ebenfalls aus dem Gebäude.

Die Männer im Alter zwischen 25 und 28 Jahren trugen demnach keine Oberbekleidung und riefen auf Hebräisch um Hilfe, einer von ihnen trug eine weiße Fahne bei sich. Zwei Geiseln wurden dem Bericht zufolge sofort getötet, die dritte Geisel floh.

Weiter hieß es, dass die Soldaten dann den Befehl erhalten hätten, nicht zu schießen und die fliehende Geisel zu identifizieren. Die Rufe „Hilfe“ und „Sie schießen auf mich“ hörend, forderte der israelische Kommandeur die Geisel auf, auf die Soldaten zuzugehen. Zwei Soldaten jedoch hätten den Befehl des Kommandeurs wegen des Lärms eines herannahenden Panzers nicht gehört und daher die Geisel erschossen.

Demonstration in Tel Aviv am Donnerstag: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fordern von ihrer Regierung Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit der Hamas.

© AFP/AHMAD GHARABLI

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi erklärte, die Armee sei in diesem Fall bei der Rettung von Geiseln gescheitert. Die drei Todesopfer „hätten verhindert werden können“. Kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls hatte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu gesagt, die Tötung der drei Geiseln habe „das Herz der ganzen Nation“ gebrochen.

250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt

Bei ihrem beispiellosen Angriff auf Israel am 7. Oktober hatten hunderte Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas zahlreiche Kibbuzim im Süden Israels überfallen und dort Gräueltaten verübt. Nach israelischen Angaben wurden etwa 1140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel kündigte daraufhin die Vernichtung der Hamas an und greift seither in einer massiven Militärkampagne Ziele im Gazastreifen an.

Bei einer von Katar, Ägypten und den USA vermittelten einwöchigen Feuerpause waren im November insgesamt 105 Geiseln freigelassen worden – 80 von ihnen im Austausch gegen 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen. 129 Geiseln befinden sich nach israelischen Angaben noch immer im Gazastreifen, darunter Frauen, Kinder und ältere Menschen. (AFP/kas/ju)

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