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US-Präsident Joe Biden.

© Imago/UPI Photo/Yuri Gripas

US-Präsident verkündet Kandidatur: Als Anti-Trump wird Biden die Wahl nicht gewinnen

Alles sieht nach 2020 reloaded aus: Joe Biden bewirbt sich erneut um die US-Präsidentschaft. Seine Arbeit ist nicht beendet, so seine Botschaft. Aber hat er die Kraft dafür?

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Als Joe Biden am 25. April 2019 ankündigte, aus dem politischen Ruhestand zurückzukehren, tat er dies mit einer klaren Botschaft: Er wollte die Seele seines Landes retten und verhindern, dass Donald Trump weitere vier Jahre lang sein Unwesen aus dem Weißen Haus heraus treiben konnte. Er trat als Anti-Trump an, der Anstand und Moral wiederherstellen wollte.

In seinem dreieinhalbminütigen Bewerbungsvideo ging der Demokrat damals explizit auf die Universitätsstadt Charlottesville in Virginia ein. In der Heimat von Thomas Jefferson, einem der amerikanischen Gründerväter und Autor der Unabhängigkeitserklärung, hatten Rechtsextremisten zwei Jahre zuvor demonstriert. Es kam zu Auseinandersetzungen, eine Frau starb – dass Trump dies relativierte, nennt Biden bis heute als Auslöser seiner Kandidatur.

Auf den Tag genau vier Jahre später hat Joseph Robinette „Joe“ Biden Jr. wieder ein Video veröffentlicht. Darin erklärt er, im kommenden Jahr für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. Wieder geht es darum, Trump und all das, für was er steht, zu verhindern.

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Der Republikaner hat seine erneute Bewerbung bereits angekündigt – und vieles spricht derzeit dafür, dass er wieder der Kandidat seiner Partei wird. Bidens Arbeit ist nicht beendet, so seine Botschaft.

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In diesem Punkt werden ihm wohl viele zustimmen, die Frage ist nur: Ist der 80-Jährige, der am Ende einer zweiten Amtszeit 86 Jahre alt wäre, der Richtige, um diesen Job zu Ende zu bringen? Hat er die Kraft?

Er selbst war es, der von sich als einem Brückenbauer zu einer jüngeren Generation gesprochen hat. Doch die, so hat er nun entschieden, muss weiter warten.

Den Trumpismus hat Biden nicht besiegt

Biden hat Trump geschlagen. Dafür werden ihm viele Amerikaner für immer dankbar sein. Er hat das beschädigte Ansehen der Vereinigten Staaten repariert. In der Auseinandersetzung mit Russland folgen ihm die Staats- und Regierungschefs des Westens. Er ist ein erfolgreicher Präsident.

Aber: Er hat es nicht geschafft, den Trumpismus zu besiegen: Die national-populistischen Kräfte sind in der Republikanischen Partei derzeit tonangebend. Sie werden nicht verschwinden, auch wenn Trump unterliegt.

Das ist nicht Bidens Schuld. Aber zu wünschen wären dem Land neue Ideen, wie sich verhindern lässt, dass die Polarisierung weiter zunimmt.

Biden hat seine anfängliche Zurückhaltung im Umgang mit dem politischen Gegner längst aufgegeben. Er prangert den Extremismus der „MAGA-Republikaner“ („Make America Great Again“) an und warnt auch in seinem Video in eindringlichen Worten davor, dass die Demokratie in Gefahr sei.

Aller Voraussicht nach wird Biden der Kandidat der Demokraten werden und in den Vorwahlen keine ernsthafte Prüfung bestehen müssen. Die Flügelkämpfe in der Partei sind erst einmal vertagt. Ernsthafte Gegenkandidaten gibt es bisher nicht.

Bidens Team braucht mehr Risiko

Aber zu einem erfolgreichen Wahlkampf gehört Begeisterung. Und die ist im demokratischen Lager nicht zu spüren. 2020 war ein Wahlkampf aus dem Keller in Wilmington angesichts der Pandemie-Lage wohl angemessen. 2024 muss ein Kandidat raus ins Land.

Sieht das Biden-Team das auch so? In Washington kann man den gegenteiligen Eindruck bekommen. Risikobereitschaft ist eine wichtige amerikanische Eigenschaft. Wenn Biden und seine Leute wirklich finden, dass er der beste Kandidat ist, dann müssen sie mehr Risiko eingehen, viel mehr.

Bisher wirkt es eher so, als ob sein Umfeld ihn konsequent vor allzu viel unkontrollierbarer Öffentlichkeit abschirmt. Pressekonferenzen des Präsidenten finden kaum noch statt, weder allein noch mit internationalen Besuchern. Stattdessen liest Biden vom Blatt ab – oder sendet vorab aufgezeichnete Videos wie jetzt. So, das Kalkül, kann nichts Unvorhergesehenes passieren.

Das kann schiefgehen. Bidens wichtigstes Argument von 2020 ist immer noch dasselbe ist: Er ist nicht Trump. Ob das reicht?

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