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Ukrainische Soldaten feuern auf russische Stellungen an der Frontlinie (Symbolbild).

© dpa/Efrem Lukatsky

Ukrainische Gegenoffensive im Süden: „Wir hatten weniger Widerstand erwartet – der Feind war leider bereit“

Ein Jahr lang hatten die Russen Zeit, sich in Saporischschja zu verschanzen. Das stellt die ukrainischen Soldaten vor neue Herausforderungen.

Seit fast zwei Monaten läuft die ukrainische Gegenoffensive gegen die russischen Invasoren nun. Beobachter hatten erwartet, dass Kiew vor allem auf einen Durchbruch der russischen Stellungen in der Oblast Saporischschja im Südosten der Ukraine setzen wird. Und auch Moskaus Truppen scheinen sich dort besonders gut vorbereitet zu haben, geht aus einem CNN-Bericht hervor.

„Wir hatten weniger Widerstand erwartet. Sie halten stand“, zitiert der US-Sender den Kommandeur einer Panzereinheit nahe der Stadt Orichiw, nur wenige Kilometer nördlich der stark umkämpften Frontstadt Robotyne. „Es wird nicht so einfach sein wie in Charkiw. Hier war der Feind bereit, leider.“ Charkiw war im Rahmen der vergangenen ukrainischen Gegenoffensive vergangenen Herbst befreit worden.

Der Kommandeur kritisiert die Berichte über einen möglichen Fokus der Gegenoffensive auf Saporischschja. „Alle haben monatelang darüber geredet, dass wir hier angreifen würden.“ Russland habe auf die Presseberichte reagiert.

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Dennoch hätten die ukrainischen Truppen an der Front in Saporischschja Erfolg. „Manchmal mehr, manchmal weniger“, zitiert CNN einen Panzerfahrer der ukrainischen Nationalgarde. „Es hängt davon ab, wie stark sie (die Russen) befestigt sind.“

Doch eben, weil die Russen so lange Zeit hatten, ihre Stellungen in Saporischschja zu befestigen, dürfe man deren Fähigkeiten nicht unterbewerten. „Das größte Problem ist die Unterschätzung des Feindes“, sagte er dem US-Sender.

Hinzu komme die Luftüberlegenheit der russischen Armee, schreibt CNN. Kampfflugzeuge würden teilweise in sehr enger Taktung Bomben auf die ukrainische Seite abwerfen. Den Verteidigern bleibe dann nur noch die Flucht in den nächstgelegenen Bunker. Täglich seien Tote zu beklagen.

Dennoch sei die Moral hoch, zitiert CNN eine Sanitäterin, die in Orichiw Verwundete behandelt. „Wir sind immer noch optimistisch, aber nicht mehr so wie früher.“ 18 Monate der Verteidigung hätten an der Zuversicht genagt. „Ein Angriff ist emotional leichter.“

Ans Aufgeben würden die verletzten Soldaten jedoch nicht denken, sie würden weiter kämpfen wollen. „Denn der Durst nach Rache ist sehr stark. Der Hass ist sehr stark“, wird sie zitiert.

Russland macht offenbar Jagd auf Mediziner

Andere Mediziner der ukrainischen Armee berichten CNN, dass sie auf Bomben, die weiter als 100 Meter entfernt von ihnen einschlagen, gar nicht mehr reagieren. „Wenn es näher ist, lachen wir einfach hysterisch“, sagt einer. Doch sie würden regelrecht von russischen Einheiten gejagt.

Sobald sie mit einem Krankenwagen an einem Einsatzort nahe der Front ankämen, „lassen sie alles auf uns los“, beklagt der Mediziner. „Panzerabwehrraketen, Granatwerfer, Mörser.“ Daher seien sie dazu übergegangen, Verletzte nicht mehr an Ort und Stelle zu behandeln, sondern „bei hoher Geschwindigkeit“ so schnell wie möglich zu verschwinden.

„Was war unser Geschwindigkeitsrekord?“, fragt er – und beantwortet seine Frage doch selbst: „180 Kilometer pro Stunde.“ Dennoch gebe es auch Tote unter den Medizinern. Erst vergangene Woche sei das Auto eines 33-jährigen Kollegen von russischer Artillerie getroffen worden. Sein Fahrer überlebte, der Kollege sei am Montag beerdigt worden. (Tsp)

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