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Das Wrack eines T72-Panzers in Berlin.

© imago/Mike Schmidt/imago

Ukraine-Invasion Tag 383: Russlands Panzer-Eliteeinheit muss wohl bald auf Oldtimer zurückgreifen

Getreideabkommen wird um 60 Tage verlängert, Rheinmetall könnte mehr Munition produzieren, Polen zu Kampfjet-Lieferung bereit. Der Überblick am Abend.

Nicht nur ein Mangel an Munition wird für die russische und die ukrainische Armee zunehmend zur Herausforderung - sondern auch der Verlust von Gerät. Doch während die Ukrainer ihre Bestände mit Fahrzeugen und Geschützen aus dem Westen auffüllen, zieht Moskau den Nachschub aus dem Arsenal. Und zumindest für die Panzer könnte das für Russland bald zum Problem werden (bei den gepanzerten Fahrzeugen ist es das schon, was die geringe Mobilität der Russen bei den Offensivaktionen erklärt). 

Die Analysen von zwei Bloggern (unter Oryx und Partizan_Oleg bei Twitter zu finden), die sich seit Kriegsbeginn mit den Verlusten beschäftigen, lassen den Schluss zu, dass Russland herbe Einbußen bei seinem wichtigsten Panzer erleidet, dem T72. 1200 Stück dieses Typs hat Russland nachweislich in der Ukraine verloren, wahrscheinlich sind es mehr. Im Gegensatz zu bisherigen Schätzungen soll Russland nur noch rund 1500 Panzer dieser Bauart zur Verfügung haben; wie viele davon einsatzfähig sind, sei unklar, berichtet der Journalist David Axe bei „Forbes“ (Quelle hier). Bisherige Schätzungen bezifferten die Lagerbestände auf rund 8000 T72. Der T72 wurde ab den 70er-Jahren gebaut und ist der am weitesten verbreitete Kampfpanzer der Welt. 

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Unterstrichen wird die Feststellung durch einen Bericht des britischen Verteidigungsministeriums. Demnach muss sogar Russlands ehemalige Elitepanzereinheit, die im Zweiten Weltkrieg aufgestellte 1. Garde-Panzerarmee, bald mit T62-Panzern kämpfen. Die Einheit erlitt im Frühjahr nahe Kiew und dann im Spätsommer in Charkiw hohe Verluste. Die T62-Baureihe stammt aus den 60er-Jahren, tausende Exemplare wurden produziert. Die verfügbare Menge betreffend herrscht also bei diesem Panzertyp kein Mangel, die Qualität der Oldtimer ist eine andere Frage.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • „Gefährlich, unprofessionell und rücksichtslos“: Ein russischer Kampfjet ist über dem Schwarzen Meer mit einer US-Drohne zusammengestoßen. Das teilt die US-Airforce am Dienstag mit und wirft Russland Fehlverhalten vor. Mehr hier.
  • In Videos von der Front erfahren die daheimgebliebenen Russen, was sich in der Ukraine wirklich abspielt. Das könnte für den Kreml noch zum Problem werden. Mehr hier. 
  • Schwedens Regierungschef stellt seine Landsleute auf einen verzögerten Nato-Beitritt ein. Wegen der türkischen Blockadehaltung werde Finnland wohl vor Schweden ratifiziert werden. Mehr hier. 
  • Die russische Militärführung will den Einfluss des Wagner-Chefs Prigoschin weiter schwächen, analysieren US-Militärexperten. Wenn der Plan aufgeht, kann das Vorgehen auch als Warnung an Putin-Gegner gelten. Mehr hier. 
  • Russlands Getreide-Abkommen mit der Ukraine wird um 60 Tage verlängert. Schon am Montag hatte Russland bereits angedeutet, dass das auslaufende Abkommen nicht endet. Mehr hier. 
  • Rosneft-Klage gegen Treuhandverwaltung von Schwedt abgewiesen. Vier Tage lang wurde über die Klage des russischen Ölkonzerns verhandelt. Der Beschluss ist für Brandenburg von großer Bedeutung. Mehr hier.
  • Rheinmetall wird in diesem Jahr nur mit etwa zwei Dritteln seiner Kapazität Munition produzieren. Als Grund führt die Firma mangelnde Aufträge an. Mehr hier. 
  • Beim Angriffskrieg gegen die Ukraine geht es nach den Worten von Kremlchef Wladimir Putin um Russlands Existenz. Während der Westen in der Ukraine seine geopolitische Position verbessern wolle, sei es für Russland um „das Überleben der Staatlichkeit“ gegangen, behauptete Putin am Dienstag bei einem Treffen mit handverlesenen Arbeitern eines Hubschrauberwerks im sibirischen Ulan-Ude. „Nach 2014 begann einfach die physische Auslöschung derer, die für die Entwicklung normaler Beziehungen zu Russland eingetreten sind“, sagte er mit Blick auf Kiew. Mehr in unserem Liveblog.
  • Die Niederlande stellen der Ukraine Minenräumboote, Radare zur Entdeckung von Drohnen sowie amphibische Brücken- und Übersetzungsfahrzeuge M3 zur Verfügung. Das gab Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren bei einem Besuch in Odessa bekannt. 
  • Polen stellt seinem Nachbarland Ukraine die Lieferung von Kampfflugzeugen vom Typ MiG-29 in wenigen Wochen in Aussicht. Sie könnten in den kommenden vier bis sechs Wochen geliefert werden, sagte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Dienstag. Um wie viele dieser in der Sowjetunion entwickelten Kampfjets es sich handelt, ließ er offen. Polen hat sich bereiterklärt, im Rahmen einer Länderkoalition die MiGs zu liefern. Allerdings zeigen sich die Verbündeten der Ukraine vorsichtig hinsichtlich einer Übergabe von Kampfflugzeugen. 
  • Das russische Unterhaus billigt ein Gesetz, mit dem künftig Kritik nicht nur an den Streitkräften, sondern auch an Söldner-Gruppen unter Strafe gestellt wird. Konkret verabschiedet die Duma ein Gesetz, mit dem die Diskreditierung von Gruppen „freiwilliger Kämpfer“ in der Ukraine bestraft werden soll. Die Ausweitung des Gesetzes wird als Maßnahme gesehen, die Kämpfer der Söldner-Gruppe Wagner zu schützen.
  • Das russische Militär hat das Zentrum der Großstadt Kramatorsk in der Ostukraine mit Raketen beschossen. „Der Staat des Bösen kämpft weiter gegen die Zivilbevölkerung“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag gemäß einer in sozialen Netzwerken verbreiteten Mitteilung. Bei dem Angriff seien mindestens drei Menschen verletzt und einer getötet worden.
  • Wegen Munitionsmangels nutzt Russland im Krieg gegen die Ukraine nach britischer Einschätzung veraltete Geschosse. Die Munition sei zuvor als unbrauchbar eingestuft worden, teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. „In den vergangenen Wochen hat sich der russische Mangel an Artilleriemunition vermutlich so verschlechtert, dass an vielen Frontabschnitten die Geschosse streng rationiert werden“, hieß es in London.
  • Ukrainische Militäranalysten äußern sich kritisch über das Festhalten an der Schlacht um Bachmut. „Wir haben Informationen, dass die Ukraine Reservisten nach Bachmut schickt, die in westlichen Ländern ausgebildet wurden. Und wir erleiden Verluste unter den Reservisten, die wir für Gegenoffensiven einsetzen wollten“, sagte der ukrainische Militäranalyst Oleh Schdanow dem ukrainischen Radio NV.

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