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Ein Wahlplakat der Partei Sinn Fein hängt an einem Laternenmast nahe der sogenannten Friedensmauern, die Wohngebiete voneinander abgrenzen (Symbolbild).

© picture alliance/dpa

„Trend geht zu einem vereinigten Irland“: Politikwissenschaftler sieht Möglichkeit eines Referendums

Duncan Morrow hält eine Wiedervereinigung Irland in „10 oder 15 Jahren“ für immer wahrscheinlicher. Der Sieg Sinn Feins im Mai habe die DUP in Zugzwang gebracht.

Eine Wiedervereinigung Irlands wird nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers Duncan Morrow wahrscheinlicher. Es könne bis zu einem solchen Schritt noch „10 oder auch 15 Jahre dauern“, sagte der Experte der Universität Belfast im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Viele Menschen hätten „genug von der Spaltung“; zudem verändere sich die Gesellschaft durch eine wachsende Zahl von Einwanderern.

Immer mehr Menschen sagten zudem, „dass sie sich keiner der beiden Konfessionen zugehörig fühlen“, so Morrow. Diese Entwicklung entspreche wohl einem „Nachholen der Säkularisierung, die anderswo in Europa schon früher stattgefunden hat“. Diese Trends seien in der jüngeren Bevölkerung stärker als bei den Älteren.

Historisch gesehen sei Religion in Nordirland auch „eine politische Trennlinie“ gewesen, erklärt der Wissenschaftler: „Die beiden Communities, die katholische und die protestantische, entwickelten fast getrennte Identitäten.“ Religion sei in dem Konflikt „zu einem wichtigen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktor“ geworden – und „angefeuert von der Gewalt auch zu einem Marker politischer Identität als Unionisten und Republikaner“.

Den Sieg der katholisch-republikanischen Partei Sinn Fein bei der Parlamentswahl im Mai bezeichnete Morrow als historisch. Erstmals ist damit eine Partei stärkste Kraft in der Northern Ireland Assembly, die sich für eine Loslösung Nordirlands von Großbritannien einsetzt. Damit sähen nun auch Vertreter der unionistisch-protestantischen Partei DUP, „dass der Trend zu einem vereinigten Irland geht“.

In Nordirland leben erstmals mehr Katholiken als Protestanten

Die DUP könne ohne katholische Wähler nicht überleben, betonte der Experte: „Wenn die Unionisten wollen, dass Nordirland Teil von Großbritannien bleibt, müssen sie auch nicht-protestantische Wähler davon überzeugen.“ Allerdings habe die Sinn Fein inzwischen liberale Positionen bei sozialen Themen aufgenommen und erreiche damit insgesamt mehr Menschen.

Im September war zudem mitgeteilt worden, dass in Nordirland erstmals mehr Katholiken als Protestanten leben. Damit wird es nach Worten Morrows wahrscheinlicher, dass sich bei einem Referendum die Mehrzahl der Nordiren „irgendwann für ein vereinigtes Irland ausspricht“. (KNA)

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