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Japans Premierminister Fumio Kishida (65) soll die gleichgeschlechtliche Ehe einführen.

© REUTERS/ANDRONIKI CHRISTODOULOU

Kishida vor Gipfeltreffen in Bedrängnis: Japaner fordern als letztes G7-Land gleichgeschlechtliche Ehe

Japan ist das einzige G7-Land, das keine Homo-Ehe erlaubt. Das liegt vor allem am lavierenden Premierminister Fumio Kishida.


Premierminister Kishida ist stumm“, titelte das Asahi Shimbun diese Woche. Die führende japanische Tageszeitung machte ihren Regierungschef für die Langsamkeit verantwortlich, mit der es sich dem Thema Homo-Ehe widmet.

Denn von den anderen G7-Staaten – die allesamt gleichgeschlechtliche Ehen legalisiert haben – werde Japan durchaus ermutigt, diesen Schritt endlich auch zu wagen. Zudem „eruiert“ Kishidas Liberaldemokratische Partei (LDP) die Sache offiziell schon länger. Aber der Premierminister verleihe dem Thema kaum Bedeutung.

Wenn Japan diese Tage den G7-Gipfel in Hiroshima veranstaltet, steht das ostasiatische Land altmodisch da. Seit Jahren wird darüber debattiert, ob es nicht an der Zeit wäre, dass Mann und Mann oder Frau und Frau heiraten können und dabei gesetzlich gleichbehandelt werden.

 Das würde die Gesellschaft verändern.

Fumio Kishida, Japans Premierminister, über die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe.

Umfragen zeigen auch eine Mehrheit in Japan, die die Legalisierung einer Homo-Ehe befürwortet. Selbst unter Wählern von Kishidas konservativer LDP ist das Thema salonfähig. Aber gesetzliche Folgen? Fehlanzeige.

Und das passt zum Regierungsstil jenes Mannes, der sich seit seinem Amtsantritt im Oktober 2021 offiziell in Tatkräftigkeit bemüht. Fumio Kishida, 65 Jahre alt und aufgewachsen in Hiroshima, hat für Japan schon so einige Reformen angekündigt.

Die Verdopplung des Verteidigungsetats gekoppelt mit einer Ausweitung der Befugnisse für die nationalen Selbstverteidigungskräfte sind sein größtes Projekt – und vermutlich jenes, mit dem er es am ernstesten meint.

Bei anderen Themen lebt der Konservative vor allem von großen Phrasen. Zu Anfang seiner Amtszeit versprach Kishida, er wolle auf eine gerechtere Verteilung in Japan achten, prägte den Begriff des „neuen Kapitalismus“ – aber der steht noch aus.

Anfang des Jahres gelobte Kishida angesichts der niedrigen Geburtenrate, künftig werde eine großzügigere Familienpolitik Priorität. Auch hier hat sich wenig getan. Und ähnlich sieht es nun in Sachen Homo-Ehe aus: Kishida hat sich der Sache gegenüber als aufgeschlossen gezeigt, bremst sie aber gemeinsam mit konservativen Parteikollegen aus.

Das gehört auch zur Überlebensstrategie. Angesichts Japans alternder Bevölkerung, dessen Volkswirtschaft seit Jahren stagniert, gibt sich Kishida zwar als Modernisierer.

Zugleich besteht seine wichtigste Wählergruppe aus älteren Menschen, denen der Premier nicht allzu viel Wandel zumuten will. So sagte Kishida zur Frage zur Homo-Ehe Anfang Februar: „Das würde die Gesellschaft verändern.“ Und das will er dann wohl doch nicht so ganz.

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