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Ein deutscher Eurofighter.

© imago images / photothek/Thomas Wiegold

Update

Berlin gibt Eurofighter für Saudis frei: Scholz und Union unterstützen Baerbocks Kampfjet-Vorstoß

Bei den Grünen wird der Vorstoß von Außenministerin Baerbock, Eurofighter an Saudi-Arabien zu liefern, kritisiert. Rückenwind kommt vom Kanzler und der Union.

| Update:

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) unterstützt Pläne, die Lieferung von Eurofighter-Kampfjets an Saudi-Arabien nicht weiter zu blockieren. Scholz teile die Einschätzung von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne), dass Saudi-Arabien im Nahost-Konflikt eine „sehr konstruktive Haltung“ gegenüber Israel einnehme, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag in Berlin. Er verwies auf Angaben, dass die saudiarabische Luftwaffe unter anderem mit Eurofightern auf Israel abgefeuerte Raketen der Huthi-Rebellen im Jemen abgeschossen habe.

Auch die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt die Öffnung der Bundesregierung für Kampfjet-Lieferungen als überfällig. „Saudi-Arabien ist ein wichtiger Sicherheitspartner in der Region“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Johann David Wadephul (CDU) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Gerade jetzt brauchen wir die Partner in der Region, um dem Terror der Hamas ein Ende zu setzen.“ 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die Lieferung ebenfalls verteidigt. „Die saudi-arabischen Abwehrraketen schützen auch Israel“, sagte der Grünen-Politiker und Vizekanzler am Montag ARD und ZDF. Die Friedensprozesse in der Region hingen auch daran, „dass sich Saudi-Arabien wohlgesonnen gegenüber Israel aufstellt - und das wollen die auch gerne tun.“ Habeck räumte ein, dass die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien weiterhin „gar nicht unseren Standards entspricht“. Insofern sei die Situation ambivalent, aber eine andere als vor fünf, sechs Jahren. 

Bis zur Lieferung könnten noch Jahre vergehen

Die Ampel-Parteien hatten in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, keine Rüstungsgüter an Staaten zu genehmigen, die unmittelbar am Krieg im Jemen beteiligt sind. Dies ist bei Saudi-Arabien der Fall, das in dem Konflikt die Regierungstruppen militärisch unterstützt.

Baerbock hatte am Sonntag bei ihrem Besuch in Israel dann gesagt, die Bundesregierung werde sich dem britischen Wunsch nach Bau und Lieferung von Eurofighter-Jets an Saudi-Arabien nicht weiter „entgegenstellen“. Dies war in den Reihen ihrer Grünen auf Kritik gestoßen. Eine Sprecherin des von den Grünen geführten Bundeswirtschaftsministeriums sagte am Montag, das Vorgehen zu den Eurofightern sei „in der Bundesregierung eng abgestimmt“. Derzeit laufe aber noch eine Prüfung zur Menschenrechtslage in Saudi-Arabien.

Hebestreit verwies seinerseits auf ein zweistufiges Verfahren für solche Rüstungsexporte. Derzeit gehe es erst um eine Voranfrage für die Bewerbung eines Konsortiums unter Führung Großbritanniens um die Lieferung von Kampfjets. Schon diese Vorphase könne mehrere Monate oder gar Jahre dauern. Die Bundesregierung müsse dann nochmals abschließend entscheiden, ob sie der Lieferung zustimme.

Großbritannien will schon seit längerem Eurofighter-Jets an Saudi-Arabien liefern, braucht dafür aber die Zustimmung der Bundesregierung, weil der Eurofighter in gemeinsamer Produktion gebaut wird. Die Bundesregierung hatte diese Zustimmung bislang nicht erteilt. Neben der Jemen-Klausel im Koalitionsvertrag wird von Gegnern einer Lieferung auch regelmäßig auf die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien verwiesen.

Bundeskanzler Scholz hatte noch im Juli am Rande des Nato-Gipfels in Vilnius gesagt, eine Entscheidung zur Lieferung von Eurofightern in das Königreich stehe „absehbar nicht an“. Aus Regierungskreisen verlautete damals ergänzend, dass diese Festlegung für den Rest der Legislaturperiode bis 2025 gelte. (AFP, dpa)

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