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Papst Franziskus winkt vom Hauptbalkon des Petersdoms im Vatikan, bevor er den den Weihnachtssegen „Urbi et Orbi“ spendet.

© dpa/Gregorio Borgia

Franziskus spendet Segen „Urbi et Orbi“ : Papst fordert Lösung für palästinensische Frage – und Freilassung aller Geiseln

Wie jedes Jahr mahnt der Papst zu Frieden – dieses Mal speziell für den Nahen Osten. Er findet aber auch drastische Worte zum Thema Abtreibung.

Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft zu einem sofortigen Frieden im Gaza-Krieg und einer dauerhaften Lösung des Nahost-Konflikts am Verhandlungstisch aufgerufen. „Ich flehe darum, dass die Militäroperationen mit ihren entsetzlichen Folgen unschuldiger ziviler Opfer eingestellt werden“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Montag vor mehreren Zehntausend Menschen auf dem Petersplatz in Rom.

Franziskus mahnte auch zu Frieden in anderen Konfliktregionen wie der Ukraine, Syrien und der Sahelzone. Zugleich verurteilte er die Geschäfte der Rüstungsindustrie.

Nach seiner Ansprache spendete das Oberhaupt von insgesamt 1,3 Milliarden Katholiken den Segen „Urbi et Orbi“, also der Stadt und dem Erdkreis. Zuvor hatte Franziskus bereits in der Christmette an Heiligabend auf das Schicksal der Menschen im Nahen Osten aufmerksam gemacht.

Mit fest auf das Jesuskind gerichtetem Blick flehe ich um Frieden für die Ukraine. Wir bekunden erneut unsere geistliche und menschliche Nähe zu ihrem gepeinigten Volk.

Papst Franziskus

Im Heiligen Land wird Weihnachten dieses Jahr wegen des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas nur sehr still begangen. In Bethlehem im Westjordanland – der Überlieferung nach Geburtsort von Jesus Christus – und Jerusalem gibt es kaum Touristen.

Der Papst sagte dazu in seiner Ansprache: „Man schüre nicht weiter Gewalt und Hass, sondern führe die palästinensische Frage zu einer Lösung. Und zwar durch einen aufrichtigen und beharrlichen Dialog zwischen den Parteien, der von einem starken politischen Willen getragen wird und von der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.“

Zugleich forderte er von der Hamas die Freilassung aller Geiseln. Deren Angriff auf Israel am 7. Oktober bezeichnete Franziskus als „verabscheuungswürdig“. Israel forderte er auf, mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen zuzulassen.

Der Pontifex ging in seiner Rede auch auf andere Konfliktregionen ein, aber nur verhältnismäßig knapp. Zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der bald zwei Jahre dauert, sagte er: „Mit fest auf das Jesuskind gerichtetem Blick flehe ich um Frieden für die Ukraine. Wir bekunden erneut unsere geistliche und menschliche Nähe zu ihrem gepeinigten Volk.“

Franziskus erinnerte auch daran, dass viele Konflikte auf der Welt gar nicht groß beachtet werden. „Wie viele bewaffnete Massaker ereignen sich in ohrenbetäubender Stille, ohne dass viele davon erfahren!“

Der 87-Jährige, der bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an der Spitze der katholischen Kirche steht, zog dabei auch einen Vergleich mit Abtreibungen.

Papst Franziskus geißelt Rüstungsindustrie

„Wie viele Massaker an Unschuldigen es in der Welt gibt: im Mutterleib; auf den Routen der Verzweifelten, die auf der Suche nach Hoffnung sind; im Leben so vieler Kinder, deren Kindheit vom Krieg zerstört wird.“ Franziskus ist als strikter Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen bekannt. Er bezeichnete Abtreibungen auch schon als „Mord“.

In seiner Weihnachtsansprache geißelte der Pontifex zudem das Wirken der Rüstungsindustrie, die aus Kriegen und Konflikten großen Profit ziehe. „Um ,Nein’ zum Krieg zu sagen, muss man ,Nein’ zu den Waffen sagen“, sagte Franziskus. „Denn wenn der Mensch, dessen Herz unstet und verwundet ist, Werkzeuge des Todes in Händen hält, wird er sie früher oder später einsetzen.“

Der Papst sprach von „Machenschaften des Bösen, die sich dem göttlichen Licht widersetzen, im Schatten der Heuchelei und des Heimlichen“. Die Interessen und Gewinne der „Drahtzieher der Kriege“ müssten öffentlich gemacht werden.

Den Segen erteilte der Papst auf dem Balkon des Petersdoms im Stehen. Während der Ansprache blieb er sitzen. Dem 87-Jährigen macht bereits seit einiger Zeit die Gesundheit zu schaffen, auch ein Knieleiden. (dpa)

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