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Dürre und Trockenheit Anfang Juni in Nordengland

© AFP/Oli Scarff

Großbritannien dörrt aus: Europas regenreichstem Land fehlt Wasser

Ausgetrocknete Flussbetten und rationiertes Trinkwasser: Großbritannien braucht dringend Regen. Für die Wasserknappheit verantwortlich machen viele Bürger auch Margaret Thatcher.

Von Peter Nonnenmacher

Kaum Niederschläge, sinkende Pegelstände, Sparmaßnahmen. Im regenreichsten Land Europas ist es schon zu Beginn des Sommers viel zu trocken. Großbritannien fehlt Wasser, das Centre for Ecology and Hydrology warnt insbesondere im Norden des Landes vor „außergewöhnlich niedrigen“ Pegelständen und „heftiger“ Trockenheit.

In Schottland glauben Touristen deshalb bereits, klare Umrisse des legendären Monsters auf dem Seegrund sehen zu können. Denn Loch Ness, mitten in den Highlands, verliert immer mehr Wasser: Der Pegel des größten und tiefsten Gewässers Großbritanniens ist niedriger als je zuvor.

Einzelne kleine Buchten an den Ufern des Sees seien „schon fast ausgetrocknet“, warnt der Loch-Ness-Forscher Adrian Shine. Doch nicht nur um Schottlands berühmtesten See sorgt sich das lokale Umweltamt, der Pegelstand sei in viel Flüssen und Seen ium Land besorgniserregend niedrig.

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Dass das Wasser „schon so früh in diesem Sommer“ knapp werde, sei „äußerst alarmierend“. Auch gelegentliche Wolkenbrüche würden daran nichts ändern.

Zustand „äußerst alarmierend“

Bereits 2022 war das ganze Land von einer wochenlangen Hitzewelle und Dürre geplagt worden. Der Juli vergangenen Jahres gilt als trockenster Sommermonat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Droht Großbritannien in diesem Jahr ein noch heißerer Sommer?

Südlich von Schottland, im englischen Lake District, war der Oberlauf des River Derwent bereits Mitte Juni so gut wie ausgetrocknet. Dabei gilt die Gegend – ein Naturschutzgebiet – traditionell als „die nasseste Ecke Englands“.

Folgen hat die Trockenheit schon jetzt für die Bevölkerung. In den Grafschaften Kent und Sussex waren Tausende Menschen vergangene Woche tagelang ohne Wasserversorgung. Trinkwasser wurde hastig über verschiedene „Abholstationen“ ausgeteilt. Mehrere Schulen mussten schließen, weil die Toilettenspülung nicht mehr funktionierte. Täglich sank in den Haushalten der Wasserdruck.

Um Wasser zu sparen, gilt dort ab kommender Woche teilweise ein Bewässerungsverbot. Gärten dürfen dann nur noch mit Gießkannen, nicht mehr mit Wasserschläuchen oder Sprinkleranlagen bewässert werden. Sollte das nicht ausreichen, sind bereits weitere Maßnahmen angekündigt.

100
Prozent der öffentlichen Wasserversorgung Großbritanniens ist in privater Hand.

Unternehmen und Industrien, die besonders viel Wasser verbrauchen, wurde die Zulieferung bereits rationiert. Bei anhaltender extremer Trockenheit müssen sich in den kommenden Tagen und Wochen aber auch Bürger auf drastische Kürzungen einstellen. Standrohre sollen dann an strategischen Stellen in Straßen errichtet werden, an denen man sich dann sein Trinkwasser abholen müsste.

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Doch schon jetzt warnen erste Unternehmen bereits davor, dass die Nachfrage nach Trinkwasser zu hoch ist. Southern Water, ein regionales Wasserversorgungsunternehmen, erklärte vergangenen Donnerstag, dass der Wasserbedarf bereits jetzt das höchste Ausmaß seit der Hitzewelle des Vorjahres erreicht hat.

Die Situation habe sich „sehr viel schneller als im Vorjahr entwickelt“, sagt auch South East Water, ein Regionalunternehmen, das vor allem Kent und Sussex mit Wasser beliefert. Gegenwärtig sei„wenig Regen für diesen Sommer“ zu erwarten – was es immer schwerer mache, „all unsere Konsumenten kontinuierlich mit Wasser zu versorgen“.

Nachfrage nach Wasser übersteigt Angebot

Dass bei der öffentlichen Wasserversorgung zunehmend von Angebot und Nachfrage die Rede ist, ärgert immer mehr Briten. Seit Premierministerin Margaret Thatcher 1989 die Wasserversorgung im Lande privatisierte und das Geschäft zehn regional operierenden Unternehmen übertrug, ist Großbritannien das einzige Land in Europa, in dem Wasser vollständig in privater Hand und somit eine kommerzielle Ware ist.

95
Prozent der Gewinne aus der Wasserwirtschaft kommt Aktionären zugute

Das hat gerade in den vergangenen Jahren Empörung ausgelöst. Berechnungen zufolge sollen die profitorientierten und in ihren jeweiligen Regionen konkurrenzfrei operierenden Betriebe seit der Privatisierung mehr als 60 Milliarden Pfund (70 Milliarden Euro) an ihre Aktionäre ausgeschüttet haben, während vielerorts ungenügend ins Versorgungssystem investiert wurde.

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Ein Großteil des Wassers geht deshalb wegen Leitungsschäden und Lecks in den Rohren verloren. Statt in Reparaturarbeiten zu investieren, wurden in den vergangenen Jahren aber etwa 95 Prozent der Unternehmensprofite an Aktionäre ausgeschüttet.

Für Schottlands berühmteste Sehenswürdigkeit gibt es dagegen wenig Hoffnung. Die Umweltschutzbehörde SEPA warnte erst am Wochenende, dass selbst eine durchschnittliche Niederschlagsmenge in den kommenden Tagen „wenig zu Linderung der Wasserknappheit“ beitragen würde. Mindestens bis Anfang Juli soll es extrem trocken bleiben.

Ein Umstand, an den sich das Land gewöhnen werden muss. Klimamodellen zufolge werden trockene Sommer in Großbritannien in Zukunft um bis zu 50 Prozent zunehmen.

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