zum Hauptinhalt
Protestierende in Griechenland.

© AFP/Louisa Gouliamaki

Update

Bahnhofsvorsteher droht lebenslange Haft: Zusammenstöße in Athen bei Protesten nach Zugkatastrophe in Griechenland

Nach dem Zugunfall mit mindestens 57 Toten werfen Demonstrierende der Regierung staatliches Versagen vor. Der Bahnhofsvorsteher wird unterdessen vor Gericht erwartet.

| Update:

Bei einer Protestkundgebung nach dem schwere Zugunglück mit mindestens 57 Toten haben sich am Sonntag vor dem Parlament in Athen Demonstranten und Polizei gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert.

Einige Demonstranten setzten Mülltonnen in Brand und warfen Molotow-Cocktails, worauf die Polizei mit Tränengas und Blendgranaten reagierte, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten.

Nach Angaben der Polizei hatten sich rund 12.000 Menschen vor dem Parlament zu einer Protestkundgebung versammelt. Sie ließen hunderte schwarze Ballons in den Himmel steigen, um der Toten des Unglücks nahe der Stadt Larisa zu gedenken.

Bereits am Samstag versammelten sich hunderte Menschen zu Protestveranstaltungen in Athen und Thessaloniki, die weitgehend ruhig verliefen. Die Demonstranten werfen der Regierung staatliches Versagen bei der Modernisierung des Bahnnetzes vor.

Menschen versammeln sich während einer Demonstration vor dem griechischen Parlament.
Menschen versammeln sich während einer Demonstration vor dem griechischen Parlament.

© dpa/Yorgos Karahalis

Im Lauf des Sonntags wird der wegen des Unglücks beschuldigte Bahnhofsvorsteher von Larisa für Sonntag vor Gericht erwartet, auf dem nahe dem griechischen Parlament gelegenen Syntagma-Platz in Athen ist unterdessen eine große Protestveranstaltung von Studenten und Bahnangestellten geplant. Am Samstag wurden die ersten Opfer des Unglücks beigesetzt.

Auf der Strecke zwischen Athen und der Hafenstadt Thessaloniki waren am Dienstagabend kurz vor Mitternacht ein Personenzug und ein auf demselben Gleis entgegenkommender Güterzug frontal zusammengestoßen.

Zuständiger Bahnhofvorsteher erst 40 Tage auf seinem Posten

Der zuständige Bahnhofsvorsteher räumte ein, er habe es versäumt, die Züge umzuleiten. Einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ERT zufolge hatte der Mann den Posten erst 40 Tage inne, nachdem er zuvor ein dreimonatiges Training absolviert hatte. Dem 59-Jährigen werden fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung zur Last gelegt. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.

Nach Angaben der Tageszeitung „Kathimerini“ arbeitete er bis zum Unglück offenbar vier Tage lang alleine auf dem Bahnhof, obwohl es sich um ein Feiertagswochenende mit starkem Zugverkehr handelte. Aus Justizkreisen hieß es, dass die Ermittler auch Strafanzeigen gegen Mitglieder der Geschäftsführung des Eisenbahnunternehmens Hellenic Train erwägen.

Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Justizkreisen erfuhr, beschlagnahmte die Polizei bei einer Razzia im Bahnhof von Larisa Audiodateien und weiteres Material.

Hellenic Train wehrte sich indes gegen Vorwürfe, die Angehörigen der Opfer im Stich gelassen zu haben. Das Personal von Hellenic Train sei „vom ersten Augenblick an am Unfallort gewesen“ und habe mit den Behörden, dem Zivilschutz und den Rettungskräften zusammengearbeitet, hieß es in einer am Samstagabend veröffentlichten Erklärung. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false