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Wie überbringt man als Arzt am besten schlechte Nachrichten?

© Getty Images/iStockphoto

Tagesspiegel Plus

Wenn ein Onkologe selbst zum Krebspatienten wird: „Alles daran, wie mein Arzt die Nachricht überbracht hat, war falsch“

Wolfram Gössling hat schon hunderten Patienten mitteilen müssen, dass sie an Krebs erkrankt sind. Dann erwischte es ihn selbst. Er weiß, was zu tun ist, damit der Patient nicht den Boden unter den Füßen verliert.

Herr Gössling, Sie sind seit vielen Jahren Onkologe. Wie oft haben Sie in Ihrem Berufsleben Patienten sagen müssen, dass sie eine bösartige Erkrankung haben?
Mein Fokus ist Leberkrebs. Viele Patienten, die zu mir kommen, haben meist schon ihre Diagnose bekommen. Ich sehe sie dann entweder für eine Zweitmeinung, und sie gehen danach zurück zu ihrem behandelnden Arzt, oder ich übernehme die weitere Therapie. Aber trotzdem denke ich, dass ich sicherlich schon hunderte Male der Überbringer der schlechten Nachricht war.

Wie waren die Reaktionen?
Das ist natürlich höchst unterschiedlich. Ich hatte Patienten, die im Behandlungszimmer regelrecht zusammengebrochen sind. Oft haben die Patienten das schon geahnt, was ich ihnen sagen muss, weshalb relativ wenige mit Ungläubigkeit reagieren. Aber auch das kommt vor.

Ich stand da auf dem Flur, mit dem Telefon in der Hand, allein, fröstelnd, kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.

Wolfram Gössling, Onkologe und Krebspatient

Haben Sie eine besondere Technik, den Schock abzumildern?
Ich versuche immer, in diesen Gesprächen Familienmitglieder oder Freunde einzubeziehen, die dann Halt geben können. Manchmal aber musste ich den Patienten die Diagnose praktisch aus heiterem Himmel mitteilen, so wie es mir dann auch selbst passiert ist.

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