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Der Berliner Filmemacher und Künstler Rosa von Praunheim.

© dpa/Jens Kalaene

Nach Kritik und Hass-Botschaften: Nürnberger Kirche schließt vorläufig Ausstellung mit Praunheim-Werken

In der Egidienkirche sollten die Werke des Berliner Künstlers Rosa von Praunheim ausgestellt werden. Nach Kritik und Hass-Botschaften wurde sie jetzt geschlossen, der Kirchenvorstand berät.

Die Ausstellung „Jesus liebt“ in der Nürnberger Egidienkirche mit Bildern des schwulen Malers Rosa von Praunheim bleibt für die nächsten Tage geschlossen. Wie der geschäftsführende Pfarrer des Kirchenvorstands, Martin Brons, am Dienstagabend mitteilte, will der Kirchenvorstand in den kommenden Tagen eine abschließende Entscheidung treffen.

Grund für die kurzfristige Schließung am Dienstag war nach Angaben der Gemeinde eine Flut an Kritik per Mail und Telefon. Auf den Social-Media-Kanälen der Kirche sind neben kritischen Stimmen auch Hass-Botschaften zu finden.

„Wir stellen uns der Aufgabe, die entstandenen Verletzungen, die einzelne Bilder ausgelöst haben, ernst zu nehmen“, erklärte Brons. Zugleich sei es eine Aufgabe, „in der weltoffenen Kulturkirche St. Egidien gesellschaftspolitisch und religiös herausfordernden künstlerischen Positionen Raum zu geben“.

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Der Pressesprecher des Dekanats Nürnberg, Joachim Baumgardt, sagte, es sei zu vermuten, dass die meisten negativen Rückmeldungen von Menschen kämen, die sich die Ausstellung nicht selbst angesehen, sondern aufgrund der medialen Berichterstattung davon erfahren hätten. „Die Personen, die da waren, haben sich eher nicht so kritisch geäußert“, so Baumgardt.

Pfarrer Thomas Zeilter, der die Ausstellung organisiert hat, sagte: „Aufgrund der Rückmeldungen empfinden wir eine Fürsorgepflicht, nicht einen Modus der weiteren Provokation zu fahren“. In seinem Vorab-Statement zur Ausstellung schwang bereits mit, dass er Kritik erwartet hatte.

Darin hieß es über Rosa von Praunheim: „Als Vorkämpfer schwuler Emanzipation tritt er uns als Kirche selbstbewusst auf Augenhöhe gegenüber, bleibt in kritischer Distanz und führt uns sein eigenes Bild eines Jesus vor Augen, der liebt, weil er voll und ganz lebendig ist. Das mag für einige fromme Gemüter sehr provozierend sein. Auch im bildlichen Einsatz expliziter Körperlichkeit und Sexualität. Aber nur auf einer solchen ,tabulosen’ Ebene kann ein ehrlicher und konstruktiver Dialog zwischen zwei Kulturen, der christlichen und der queeren, begonnen werden!“

Einige Bilder sind nur für Erwachsene

Die Bilder der Ausstellung, die zum Programm der „Pride Weeks“ des CSD Nürnberg gehört, setzen sich mit Religion, Sexualität, Liebe und Tod auseinander und zeigen provokant teils homoerotische und sexuelle Handlungen. Einige der Bilder befinden sich hinter einem Vorhang mit dem Hinweis, dass sie nur für Erwachsene sind. Die Ausstellung wolle sich kritisch mit Themen wie Missbrauch in der Kirche, Frauen- und Queerfeindlichkeit auseinandersetzen, heißt es in der Ausstellungsbeschreibung.

„Selbstverständlich respektieren wir den Entschluss der Kirche“, teilte die Vorstandschaft des Fördervereins Christopher-Street-Day Nürnberg am Mittwoch mit. Man sei dankbar, zusammen mit der Egidienkirche „diesen Weg der künstlerischen Freiheit“ zu gehen und stehe nach wie vor zur Entscheidung, die Bilder nach Nürnberg geholt zu haben.

„Wir wünschen uns, dass die Ausstellung sehr bald wieder für jeden kunstinteressierten Menschen zugänglich ist“, heißt es in der Mitteilung weiter. Eine dauerhafte Schließung würde demnach ein ernsthaftes Bekenntnis zu einer Kulturkirche und die Öffnung der evangelischen Kirche gegenüber queeren Lebensentwürfe infrage stellen. (epd)

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