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Das Motiv „Dusty und Mary“, aufgenommen 1998.

© Chloe Sherman

Coole Queers in San Francisco: Fotografien von Chloe Sherman in einer Kreuzberger Ausstellung

Mit „Renegades. San Francisco: Queer Life in the 1990s“ dokumentierte Chloe Sherman die lesbisch-queere Szene der Westküstenmetropole. Stolz, Selbstbewusstsein und Sexyness prägt die Aufnahmen.

Ein Bilderschatz lag drei Jahrzehnte lang unbeachtet im Archiv der US-amerikanischen Fotografin Chloe Sherman. Glücklicherweise hat sie sich irgendwann daran erinnert und die großartige Ausstellung „Renegades. San Francisco: Queer Life in the 1990s“ zusammengestellt, die noch bis zum 3. September im F hoch 3 – Freiraum für Fotografie (Waldemarstr. 17, Kreuzberg, Mi-So 13-19 Uhr) zu sehen ist.

Gezeigt werden Aufnahmen aus dem Freund*innenkreis der 1969 in New York geborenen Fotografin, die in den Neunzigern an die Westküste zog, um am San Francisco Art Institute Fotografie zu studieren.

Ihre Bilder scheinen vor Lebensfreude, Coolness und Sexyness fast aus den Rahmen zu springen. Aufgenommen auf der Straße, in Bars, zu Hause und immer wieder in Autos entsteht das eindrucksvolle Porträt der jungen lesbisch-queeren Szene von San Francisco, die sich selbstbewusst und stolz im öffentlichen Raum bewegte.

Chloe Shermans Motiv „The Heist“ von 1996.
Chloe Shermans Motiv „The Heist“ von 1996.

© Chloe Sherman

Mit ihren Tattoos und Piercings, Hemden und Sport-Shirts könnte man sich die Menschen auf den Fotos auch gut in der Gegenwart vorstellen. Die schicken Wagen, in oder vor denen viele der Aufnahmen entstanden sind, stammen allerdings aus den sechziger und siebziger Jahren. Viel Chrom, keine Nackenstützen und klare Linien.

Dusty und Mary sitzen auf dem gleichnamigen Foto lässig im geräumigen Fond eines Oldtimers. Weiß und Rot dominieren das Motiv – überhaupt gibt es einige Bilder, in denen leuchtende Rot-Akzente ähnlich wie bei William Eggleston, dem großen US-Wegbereiter der Farbfotografie, eingesetzt werden. Wobei ihn Menschen meist deutlich weniger interessieren als Chloe Sherman, deren Bilder immer wieder an die frühe Nan Goldin erinnern. So tauchen auch bei ihr einige Personen mehrmals auf, oft in Gruppen- oder Zweierkonstellationen.

Ein besonders schönes Beispiel – ausnahmsweise in Schwarzweiß – ist im F 3 rahmenlos und im Großformat zu sehen: Fünf Dykes, die wie eine Rockband wirken, stehen am Tresen eines schäbbeligen Kaffee-Shops und drehen sich zur Kamera um, im freundlichen Blick das Wissen, zur queeren Bohème der Stadt zu gehören. Sherman selbst wurde später Foto-Redakteurin eines Magazins und arbeitete als Freelancer in der Bay Area. Ihre Bilder erschienen in Zeitschriften wie „Rolling Stone“, „Interview“ und „The Advocate“. Zu den „Renegades“ ist ein feiner Katalog erschienen.

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