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Ein litauisches Grabungsteam arbeitet an der Ausbettung der Gebeine eines deutschen Kriegstoten.

© dpa/Alexander Welscher

Sanitätsgefreiter aus Sachsen-Anhalt: Volksbund gräbt in Litauen einmillionsten Kriegstoten aus

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat den einmillionsten deutschen Kriegstoten seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ausgebettet. In der Umgebung sollen weitere Deutsche liegen.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat am Donnerstag in Litauen symbolisch den einmillionsten deutschen Kriegstoten seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ausgebettet. Dabei handelt es sich um einen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg, dessen Gebeine in einem Waldstück bei dem Dorf Kelme im Nordwesten des baltischen EU- und Nato-Landes geborgen wurde.

Zusammen mit dem 1912 geborenen Sanitätsgefreiten aus Sachsen-Anhalt, der mit seiner Einheit dort im Oktober 1944 im Einsatz war, wurden zwei weitere unbekannte Tote gefunden. An der Ausbettung nahmen auch Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan und der litauische Armeechef Valdemaras Rupsys teil.

Die Grabstelle war nach Hinweisen der lokalen Bevölkerung entdeckt und 2018 erfasst worden – sie wurde nach der wiedererlangten Unabhängigkeit Litauens von der Sowjetunion 1991 von Einheimischen umfriedet und gepflegt.

Die Identifizierung des einmillionsten Kriegstoten erfolgte anhand der Erkennungsmarke, die bei einer vorherigen Sondierung des Grabs gefunden und an das Bundesarchiv zu Auswertung übergeben wurde. Die sterblichen Überreste werden nun dem Volksbund übertragen und sollen nach der Benachrichtigung möglicher Nachfahren beigesetzt werden.

Der litauische Armeechef, General Valdemaras Rupsys, und der Präsident des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Wolfgang Schneiderhan, schütteln Hände an der Grabstelle.
Der litauische Armeechef, General Valdemaras Rupsys, und der Präsident des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Wolfgang Schneiderhan, schütteln Hände an der Grabstelle.

© dpa/Alexander Welscher

Schneiderhan betonte, dass Erinnerungsarbeit und Gedenken heute wichtiger denn je seien. „Weil wir uns dazu verpflichtet fühlen und dazu verpflichtet sind“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Dies gelte besonders für die erfolgreiche Versöhnungsarbeit des Volksbunds mit vielen Völkern, wie etwa dem in Litauen. „Man braucht manchmal Signale, gerade in dieser Zeit.“

„Das ist sehr bedeutsam für uns, denn im Moment sehen wir Deutschland als Hauptverbündeten“, sagte Armeechef Rupsys der dpa. Kelmes Vize-Bürgermeister Kestutis Bilius dankte dem Volksbund für die Initiative und hoffte auf weitere Informationen zu möglichen anderen unbekannten Grabstätten in der Umgebung des gut 200 Kilometer von der Hauptstadt Vilnius entfernten Orts. Nach seinen Angaben sind insgesamt 16 Stellen in der Umgebung bekannt, an denen deutsche Soldaten begraben liegen.

Gegründet wurde der Volksbund 1919, um nach den Kriegstoten des Ersten Weltkrieges zu suchen und deren Gräber zu pflegen. Als humanitäre Organisation betreut er heute mehr als 830 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten, auf denen rund 2,8 Millionen Kriegstote begraben sind. Jährlich bergen Umbettungsteams die Gebeine von 12.000 bis 15.000 weiteren Toten. (dpa)

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