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Viele Schwarzarbeiterinnen wollen nicht legal arbeiten. Viele haben unbegründete Angst vor Behördenkram. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Legal, illegal – egal?: In vier Millionen Haushalten arbeiten Putzfrauen, die meisten schwarz. Warum?

Nach der Erpressung von Peer Steinbrück stellt sich die Frage, warum Haushaltshilfen, die in rund vier Millionen Haushalten arbeiten, meistens schwarz arbeiten. Legen die Bürger an sich andere Maßstäbe an, als an Mächtige?

Wenn Prominente wie Bayern-Präsident Uli Hoeneß Steuern hinterziehen, ist die Empörung groß. Doch wenn es um die eigene Steuermoral geht, etwa bei der Anmeldung von Putzhilfen, legen viele Menschen andere Maßstäbe an. Von den 40 Millionen Haushalten in Deutschland lässt sich laut Schätzungen jeder zehnte in irgendeiner Form helfen: sei es beim Saubermachen, Bügeln, Kochen oder beim Betreuen der Kinder. Doch viele Haushaltshilfen arbeiten schwarz, so wie es nun auch bei Peer Steinbrück im Raum steht.

Der Absender des Briefs an Peer Steinbrück hat sich bei der Staatsanwaltschaft gemeldet

Ein unbekannter Erpresser hatte dem SPD-Kanzlerkandidaten vorgeworfen, vor 14 Jahren eine Putzfrau illegal beschäftigt zu haben, wie am Wochenende bekannt wurde. Steinbrücks Ehefrau Gertrud bestreitet die Vorwürfe jedoch. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bonn vom Montag hat sich der Absender des Briefs an die Justiz gewendet und gesagt, er habe den Brief eigentlich nicht abschicken wollen und es versehentlich dann doch getan.

Bei der Minijobzentrale sind nur 250 000 Haushaltshilfen angemeldet

Bei der Minijobzentrale sind derzeit offiziell 250 000 Personen angemeldet, die in Privathaushalten aushelfen. Das ist ein Bruchteil der Menschen, die in diesem Bereich vermutlich tätig sind. Woran das liegt, wollte die Minijobzentrale vor kurzem mit Hilfe einer Umfrage herausfinden, in der 1000 Bundesbürger zu ihren Moralvorstellungen und dem eigenen Steuerverhalten befragt wurden. Jeder Dritte, der schon mal einen Schwarzarbeiter im Haushalt beschäftigt hatte (34 Prozent), gab dabei an, dass die Hilfe nicht angemeldet werden wollte. Das kann daran liegen, dass die Haushaltshilfe mehrere Putzjobs ausübt und damit über die 450-Euro-Grenze im Monat kommt, bis zu der keine Abgaben und Steuern gezahlt werden müssen.

Die Abneigung gegen "Behördenkram" ist groß

Bei manchen vermutet die Minijobzentrale aber auch schlicht eine Abneigung gegen jeden „Behördenkram“. Jeder sechste Arbeitgeber (16 Prozent) wollte außerdem Geld sparen. Zwölf Prozent gaben an, sich mit der Thematik noch nicht ausreichend auseinandergesetzt zu haben, elf Prozent sagten, sie hielten die Anmeldung für zu kompliziert. Gleichzeitig fanden 65 Prozent der Befragten, dass Schwarzarbeit der Gemeinschaft schadet. Besonders kritisch gingen sie mit Wohlhabenden und Prominenten um, die Schwarzarbeiter beschäftigen oder Steuern hinterziehen. 99 Prozent der Befragten erklärten ein solches Verhalten für nicht tolerabel. Bei den Deutschen gebe es offenbar eine Doppelmoral, kritisierte der Chef der Minijobzentrale, Erik Thomsen. „Wenn Otto Normalverbraucher schummelt, lässt man ihm das eher durchgehen“, sagt er. Dabei sei der Schaden für die Volkswirtschaft größer, wenn 100 000 Haushalte schwarzarbeiten ließen, als wenn ein Prominenter Steuern hinterziehe. Das Argument, die Anmeldung eines Minijobbers sei zu kompliziert, lässt der Behördenleiter nicht gelten. Der sogenannte Haushaltsscheck, mit dem ein Minijobber angemeldet wird, kann übers Internet ausgefüllt oder per Post geschickt werden. Der Arbeitgeber zahlt bis zu einem Monatsgehalt von 450 Euro eine Steuer- und Sozialversicherungspauschale in Höhe von 14,44 Prozent, die halbjährlich vom Konto abgebucht wird.

Wer allen Papierkram vermeiden will, beauftragt eine Putzfirma

Wer seine Haushaltshilfe anmeldet, hat auch Vorteile: Im Jahr können 20 Prozent der Ausgaben von der Steuerschuld abgezogen werden, maximal sind es 510 Euro im Jahr. Wenn der Minijobber wegen Krankheit ausfällt, kann der Auftraggeber sich von der Minijobzentrale 80 Prozent der Kosten für die Lohnfortzahlung erstatten lassen. Legale Haushaltshilfen sind außerdem unfallversichert.

Wer keinen Minijobber findet oder den Papierkram komplett vermeiden will, kann auch eine Dienstleistungsagentur wie „Putzmunter“ beauftragen: Die schickt gegen Rechnung eine legale Putzhilfe und organisiert bei Bedarf die Urlaubsvertretung. Und von der Steuer absetzbar ist es auch.

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