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Wie eine YouGov-Umfrage ergab, denken in Großbritannien sechs Prozent der Menschen, es sei „eindeutig wahr“, dass Panther durch ihre Wälder streifen. 

© dpa/Francisco Castillo

Die Panther von Gloucester: Mythos oder echt – Leben in England wilde Raubkatzen?

Immer wieder gibt es in Großbritannien Berichte über wilde Panther oder Pumas. Sogenannte „Tracker“ (Raubtier-Sucher) untersuchen die Sichtungen. Was sagt die britische Regierung dazu?

Sherlock Holmes hatte es geahnt: Es gibt keine wilden Raubtiere in England, hatte der geniale Schurkenjäger im legendären Fall „Der Hund von Baskerville“ aufgelöst. Das aber sieht Rick Minter ganz anders. Er ist überzeugt, dass fast 1000 Großkatzen frei in Großbritannien leben: schwarze Leoparden, Pumas und Luchse.

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Prozent der Menschen in Großbritannien glauben, dass möglicherweise Panther durch ihre Wälder streifen.

Seit etwa 15 Jahren ist der Umweltexperte den Raubtieren auf der Spur – mehr als 1500 Berichte von Sichtungen und Begegnungen habe er seitdem erhalten, erzählt Minter der Deutschen Presse-Agentur. Allein steht er nicht mit seiner Meinung.

Wie eine YouGov-Umfrage ergab, denken in Großbritannien sechs Prozent der Menschen, es sei „eindeutig wahr“, dass Panther durch ihre Wälder streifen. Fast ein Drittel (32 Prozent) hält es für „möglicherweise wahr“.

Mein Mann hat mich deswegen verspottet, und nun hat er selbst gesehen, dass sie da sind.

Sue Evans über die Entdeckung einer großen schwarzen Katze. 

Nach Ansicht der „Tracker“, wie sich die Großkatzen-Sucher nennen, wurden die Tiere ursprünglich von ihren Besitzern in die Freiheit entlassen und haben sich dann vermehrt. Weil kein Geld mehr da war, um ihren Lieblingen teures Fleisch zu kaufen. Weil die ausgewachsenen Tiere plötzlich gar nicht mehr so kuschelig waren, wie noch als Baby.

Panther in den Highlands, Luchs in Norfolk

Einen besonderen Schub hätten die Freilassungen erhalten, als 1976 das Gesetz über gefährliche Wildtiere in Kraft trat, das die Haltung von Großkatzen deutlich erschwerte.

Einige Fälle sind bestätigt. 1980 wurde in den schottischen Highlands ein Puma gefangen. Woher das Tier stammte, das Felicity getauft wurde, ist noch immer unklar. Vermutet wird, dass es aus privater Haltung entkam oder freigelassen wurde, denn der Puma wirkte übergewichtig und an Menschen gewöhnt.

In der ostenglischen Grafschaft Norfolk wurde 1991 ein Luchs erschossen, der Jagd auf Schafe machte. Auch dieses Tier war vermutlich entwischt.

Gloucestershire-Panther: bisherige Sichtungen

Gloucestershire in Südwestengland. Die Gegend ist bei Touristen wegen ihrer kleinen Dörfer und ihrer hübschen Landschaft beliebt. Als Sue Evans aus ihrem Fenster blickt, so berichtet es Ende 2020 die Lokalseite „Gloucestershire Live“, sieht sie im Feld eine große schwarze Katze. „Ich zittere“, ist Evans in dem dazu veröffentlichten Clip zu hören.

Bereits vor 20 Jahren habe sie einmal eine Raubkatze im Feld gesehen, sagt Evans später. „Mein Mann hat mich deswegen verspottet, und nun hat er selbst gesehen, dass sie da sind.“

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Erst vor wenigen Monaten verbreitete „Bristol Live“ ein Video aus der gleichen Gegend. Zu sehen ist ein recht großes schwarzes, katzenähnliches Tier. „Die Dame, die die Aufnahme machte, schätzte das Tier auf die Größe eines Labradors und doppelt so lang“, schrieb das Portal. Ein Panther? Es sind solche Videos, die das Thema immer wieder in die Schlagzeilen bringen.

Löwensuche in Berlin

In Deutschland hat ein Video erst vor wenigen Tagen südlich von Berlin eine große Suche nach einer vermeintlichen Löwin ausgelöst. Experten sagen nun nach Auswertung von Spuren, dass es sich um einen Pflanzenfresser handelt.

„Fen Tiger“, „Surrey-Puma“, „Shooters Hill Cheetah“

Kaum eine Region in England, die nicht eine eigene Gruselgeschichte zu bieten hätte. Da gibt es den „Surrey-Puma“ südlich von London oder den „Fen Tiger“ in der Gegend von Cambridge, der erstmals 1978 beschrieben wurde und seitdem immer wieder auftauchte.

1963 suchten Dutzende Polizisten und Armeeangehörige mit Hunden im Südosten von London nach dem „Shooters Hill Cheetah“, dem Geparden von Shooters Hill. Sie fanden nichts.

Raubkatzen in Großbritannien: Legende oder wahr?

Für Kritiker der Raubkatzen-These ist klar, dass es sich um eine Legende handeln muss. Die Mehrheit der Fälle seien Verwechslungen – zum Beispiel besonders groß gewachsene Katzen.

Geschichten von einem geisterhaften Schwarzen Hund gehören in England zum Volksglauben. Auch der Holmes-Fall „Hund von Baskerville“ spielt mit dem Mythos des „black dog“. Die Sichtungen großer schwarzer Katzen – also von Panthern – könnten eine moderne Fortführung davon sein.

Ein schwarzer Panter ist ein Leopard oder Jaguar, dessen Fell eine durchgehend schwarze Färbung aufweist. 
Ein schwarzer Panter ist ein Leopard oder Jaguar, dessen Fell eine durchgehend schwarze Färbung aufweist. 

© IMAGO/alimdi

„Tracker“ wie Minter verweisen hingegen auf Spuren wie die Überreste getöteter Rehe. „Diese Kadaver zeigen alle Merkmale der Arbeit eines großen Fleischfressers“, sagt Minter. Er räumt ein, dass es seiner Sache guttäte, wenn es mehr und bessere Beweise gäbe. Aber Landbesitzer, Unternehmen oder Organisationen, auf deren Grundstücken die Tiere gesichtet würden, wollten keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und einen Ansturm von Hobby-Jägern auslösen, sagt er.

Was sagt die britische Regierung zur Raubtier-Theorie?

Die britische Regierung ist sich ähnlich sicher wie Minter. Nur kommt sie zu einer ganz anderen Einschätzung. „Es gibt keine glaubwürdigen Beweise für wildlebende „Großkatzen““, ist aus dem Agrarministerium zu hören.

„Wenn uns glaubwürdige Informationen vorgelegt würden, die darauf hindeuten, dass eine wildlebende Großkatze eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit und Sicherheit darstellt, würden wir die Angelegenheit der örtlichen Polizei und dem Innenministerium melden.“

Doch Minter glaubt, dass die Regierung das Thema vorschnell abtut. Oder verheimlicht sie sogar etwas? Ein Parkranger habe ihm einmal erzählt, dass er den Auftrag erhalten habe, ein halb aufgefressenes Reh aus 20 Metern Höhe von einem Baum zu entfernen. Zu solch einem hohen Platz würde nur ein Jäger wie ein Leopard seine Beute bringen.

Gut möglich also, dass die Suche nie zu Ende geht. Damit könnten die „British big cats“ etwas gemeinsam haben mit dem sagenumwobensten Bewohner von Großbritannien: dem Seeungeheuer Nessie.

Seit Jahrzehnten wollen immer wieder Menschen das Monster im berühmten schottischen See Loch Ness gesehen haben. Einen Beweis gibt es nicht. So ist Nessie vor allem eine hervorragende Markenbotschafterin. (dpa)

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