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 Kanzel und Hochaltar in der katholischen Pfarrkirche St. Severi Erfurt Thüringen Deutschland.

© Foto: IMAGO/Norbert Neetz

Missbrauchsskandale und geringe Reformbereitschaft: Jedes vierte Kirchenmitglied denkt an Austritt

Vor allem Katholikinnen und Katholiken und junge Kirchenmitglieder sind unzufrieden. Zudem bezeichnen sich immer mehr Bürger als Atheisten.

Jedes vierte Kirchenmitglied in Deutschland denkt einer Umfrage zufolge über einen Austritt nach. Unter ihnen bilden Katholikinnen und Katholiken mit zwei Dritteln eine deutliche Mehrheit. Das zeigt der am Donnerstag veröffentlichte Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh.

81 Prozent aller Austrittswilligen gaben an, sie hätten wegen Skandalen ihr Vertrauen in religiöse Institutionen verloren. „Hier schlagen sich vermutlich die Missbrauchsskandale und die geringe Reformbereitschaft der römischen Kurie nieder“, sagte der Stiftungsexperte für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Stephan Vopel.

Eine feste Absicht zum Austritt bekundete jedes fünfte Kirchenmitglied. Je jünger die Altersgruppe desto häufiger äußerten die Befragten diesen Willen. So waren es 41 Prozent unter den 16- bis 24-Jährigen, 35 Prozent unter den 25- bis 39-Jährigen, rund 20 Prozent unter den 40- bis 54-Jährigen sowie den 55- bis 69-Jährigen und 5 Prozent unter den 70-Jährigen und Älteren.

Die Studie betrachtet auch die religiöse Selbsteinschätzung von Menschen im Zeitverlauf. Während vor zehn Jahren fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) sagten, sie glaubten stark an Gott, seien es heute noch 38 Prozent. Als überhaupt nicht religiös bezeichne sich mittlerweile jeder Dritte (33 Prozent) - eine Zunahme um zehn Prozentpunkte.

In Deutschland gehören rund 41 Millionen Menschen der katholischen und evangelischen Kirche an. 2021 sank ihr Anteil erstmals auf unter 50 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Gleichzeitig erreichten die Kirchenaustritte einen Höchststand mit rund 639.000 Personen.

Für den repräsentativen Religionsmonitor befragte das Institut Infas im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung vergangenen Sommer 4.363 Menschen in Deutschland. (KNA)

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