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Ein Paradeteilnehmer in einem Winnie-Puuh-Kostüm schwenkt eine chinesische Flagge vor der Lunar New Year Parade im Stadtteil Chinatown in New York am 12. Februar 2023.

© REUTERS/BING GUAN

Zensur im Sinne Chinas?: Kinostart von neuem „Winnie Puuh“-Film in Hongkong plötzlich abgesagt

Der Kinostart von „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ in Hongkong wurde kurzfristig abgesagt – aus technischen Gründen, wie es heißt. Tatsächlich könnte China dahinterstecken.

Der Filmtitel mag es bereits verraten: In „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ („Blut und Honig“) erwartet uns das genaue Gegenteil eines kindgerechten neuen Abenteuers mit dem gelben Bären. Denn „Blood and Honey“ ist ein Horrorfilm und der Bär macht als Killer Jagd auf eine Gruppe junger Leute. Ab 11. Mai kann man sich den für wenig Geld produzierten Slasherfilm in den deutschen Kinos ansehen.

Dem Kinopublikum in Hongkong dagegen wird der „Winnie Puuh“-Horrorfilm verwehrt. Wie „Reuters“ berichtet, sollen sich die Kinos der chinesischen Sonderverwaltungszone weigern, die britische Produktion zu zeigen. Ein Organisator einer Vorstellung nenne „technische Gründe“ für die Absage.

Es gibt keine offizielle Begründung seitens der Kinos in Hongkong, warum sie „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ nicht zeigen. Zuvor war der Film bereits unter anderem in Mexiko, Belgien und Kanada gestartet, ohne dass über technische Probleme berichtet wurde. Regisseur Rhys Frake-Waterfield sagte gegenüber „Reuters“: „Die Kinos [in Hongkong] wollten den Film zunächst zeigen, doch dann kommen alle unabhängig voneinander über Nacht zu der gleichen Entscheidung [ihn nicht zu spielen]. Das wird kein Zufall sein.“

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Es gebe keinen technischen Grund, der Vorführungen von „Blood and Honey“ verhindern könnte, so Frake-Waterfield. „Der Film wurde weltweit auf mehr als 4.000 Kinoleinwänden gezeigt. Diese 30 Leinwände in Hongkong sind die einzigen mit solchen Problemen.“

Der Verdacht: Zensur im Sinne der chinesischen Regierung

Der Verdacht liegt nahe, dass es sich bei der Absage um Zensur im Sinne der chinesischen Regierung handelt. In China selbst wird „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ nicht in die Kinos kommen. In Hongkong wiederum sind Filme verboten, in denen Aktivitäten befürwortet werden, die die nationale Sicherheit gefährden würden. Aus Sicht der chinesischen Regierung könnte „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ in diese Kategorie fallen, so absurd es klingen mag.

Wie „Reuters“ berichtet, nahmen Zensoren der chinesischen Diktatur die Figur Winnie Puuh bereits zuvor ins Visier – allerdings den harmlosen Comicbären, nicht den Killer aus dem Horrorfilm. 2017 etwa berichtete die „BBC“ darüber, dass Bilder von Winnie Puuh in chinesischen sozialen Netzwerken blockiert wurden.

Der Ausgangspunkt: Memes mit Winnie Puuh und Xi Jinping

Der Anlass für die Zensur: In Memes wurde der Bär mit Präsident Xi Jinping verglichen, offenbar aufgrund einer wahrgenommenen äußerlichen Ähnlichkeit.

Ausgangspunkt war ein Treffen zwischen Xi Jinping und dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama 2013, das im Internet mit dieser Fotocollage veralbert wurde:

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Eine Verniedlichung oder Veralberung von Xi Jinping ist vonseiten der chinesischen Regierung offensichtlich nicht gewünscht. Außerdem soll offenbar verhindert werden, die Comicfigur zum Symbol des Widerstands zu machen. Teilweise seien „Winnie Puuh“-Bilder nämlich dazu verwendet worden, Dissens zu signalisieren, schreibt „Reuters“.  

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Aus der Bevölkerung Hongkongs gibt es immer wieder Kritik an China. Der Hintergrund: Zwar wurde Hongkong von China innere Autonomie zugesagt. Wie sehr diese Zusage noch gilt, daran sind inzwischen jedoch Zweifel angebracht. Mehrfach kam es in den vergangenen Jahren in Hongkong zu Großdemonstrationen gegen China, auf denen kritisiert wurde, dass sich die Großmacht in die inneren Angelegenheiten der Sonderverwaltungszone einmische.

In China selbst sind in- und ausländische Filme einer Zensur unterworfen. Hollywood hat sich dieser Zensur mehrfach durch die inhaltliche Anpassung von Filmen gebeugt, zuletzt etwa bei „Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse“. In dem Film wurden Dialogzeilen entfernt, in denen zwei männliche Hauptfiguren über ihre frühere Liebesbeziehung sprechen.

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